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[ox] Schnipsel 3/6



Liebe Liste,

and some more...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Aus: c't 18/02, Seite 80

Ein Netz im Netz der Netze

Wissenschaftlicher Informationsaustausch im Zeitalter des Internet

http://www.heise.de/ct/02/18/080/

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[Ein Beitrag zur OHA-Frage.]

Aus: Linux-Magazin 10/02, Seite 48

Häuptlinge und Indianer

Struktur und Entwicklungsmodell der Apache-Projekte

http://www.linux-magazin.de/Artikel/ausgabe/2002/10/projekte/projekte.html

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Aus: c't 20/02, Seite 62

Gute Perspektiven für Open Source

Von einem Linux-Siegeszug zu sprechen wäre übertrieben - nach einer
IDC-Studie liefen 2001 gerade einmal 2,7 Prozent aller
Desktop-Computer unter Linux -, aber so langsam dürften sich bei den
Microsoftlern die allerersten Sorgenfältchen einstellen. Nun berichtet
bereits Wall Street Journal von der zunehmenden Beliebtheit des
Open-Source-Betriebssystems auf Büro-PCs in den USA.

Auch Microsofts Erzrivale Sun Microsystems will die neue
Linux-Strategie auf den Desktop-Bereich ausdehnen. "Wir haben jetzt
die Chance auf einen Wechsel in der Industrie", so Jonathan Schwartz,
Softwarechef bei Sun.

Diese Aussage wird von einer Marktuntersuchung der Yankee Group
gestützt: Rund 38 Prozent der befragten Unternehmen überlegen,
aufgrund der umstrittenen Microsoft-Lizenzpolitik den Redmondern den
Vertrag zu kündigen. Größtes Hindernis für einen Umstieg auf Linux
ist, dass die meisten Angestellten jahrelang Erfahrungen mit
MS-Office-Programmen gesammelt haben, die unter dem
Open-Source-Betriebssystem aber nicht laufen. Deshalb basteln
Unternehmen, die mit Linux Geld verdienen - der Download einer
Basisversion aus dem Internet ist zwar kostenlos, Distributoren wie
Red Hat oder SuSE aber leben vom Verkauf von Bundles aus
Betriebssystem, Programmen und Service -, an Entwicklungen, die den
Umstieg attraktiver machen.

Unterdessen ergab eine Studie der Commission on Intellectual Property
Rights, dass insbesondere Entwicklungsländer aus wirtschaftlichen
Gründen Open-Source-Software einsetzen sollten. In dem
Abschlussbericht der 2001 von der britischen Regierung eingesetzten
Kommission heißt es: "Entwicklungsländer und die Geberländer sollten
die Kosten eines möglichen Einsatzes von kostengünstiger oder
Open-Source-Software genau prüfen."

Die meisten Unternehmen proprietärer Software würden auf die
Unterstützung von Entwicklungsländern etwa durch günstigere Preise
verzichten. Viele Länder könnten sich daher diese Software nicht
leisten. Auch gebe es in den Postindustriestaaten oft rigide
Copyright- und Patentbestimmungen. Diese verhinderten einen freien
Transport von Technologien in die Entwicklungsländer, zumal der
allergrößte Teil der Patente im Besitz der reichen Länder sei. Die
Kommission schlägt vor, dass die Urheberrechtsbestimmungen gelockert
werden und Softwareunternehmen für Entwicklungsländer gesonderte
Lizenzierungsbedingungen anwenden oder den Quellcode ihrer Programme
zur Verfügung stellen. (anw/tol)

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Aus: c't 22/02, Seite 52

Quervernetzung

Bürger-WLANs stellen das Geschäftsmodell von Netzbetreibern in Frage

http://www.heise.de/ct/02/22/052/

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Aus: iX 12/02, Seite 26

Virtuelle Bibliothek

HP und der Vatikan wollen einen öffentlichen Online-Zugriff auf die
Kunst und Kulturschätze der Apostolischen Bibliothek realisieren. HP
will Server für den Zugriff auf die Bibliothek und die Navigation in
der bibliografischen Datenbank liefern und das fotografische Labor der
Bibliothek mit Bildverarbeitungs- und Drucksystemen ausstatten. Das
Labor ist für die Reproduktion von Manuskripten und Publikationen
verantwortlich. Forscher erhalten auf diese Weise Zugang zu
hochauflösenden Bildern seltener und wertvoller Werke.

Die Apostolische Bibliothek wurde im 15. Jahrhundert gegründet und hat
sich auf humanistische Disziplinen wie Paläografie, Geschichte,
Kunstgeschichte, klassische Literatur und Philologie spezialisiert.
Sie ist eine der wertvollsten Sammlungen von Manuskripten, Dokumenten
und antiken Texten. Der neue Bereich der Website des Heiligen Stuhls
(www.vatican.va) wird Manuskripte enthalten, die bisher
Wissenschaftlern vorbehalten waren.

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Aus: c't 26/02, Seite 96

Stefan Krempl

Ausgesourct?

Freie und Open-Source-Software nach dem Hype

*Zahlreiche Open-Source-Unternehmungen starteten, als die New Economy
boomte. Damals waren in Firmen Ressourcen vorhanden, die manchen
freien Coder mit am Leben erhielten und freie Software als
"Abfallprodukt" das Licht der Welt erblicken ließen. Das Stichwort
"Linux" verhalf auch manchem Business-Plan zum zeitweiligen Glanz.
Steht die Szene nach dem Hype auf eigenen Beinen? Eine erste
Bestandsaufnahme...*

Wie hießen sie doch alle, die Startups rund um den Pinguin: Innominate
etwa versuchte sich mit Wagniskapital gerüstet als Dienstleister, warb
kurzzeitig im "Spiegel" für Linux - um abrupt wieder von der
Bildfläche zu verschwinden. Convergence musste als Spezialist für
"Linux-TV" und DVD-Player Ende 2001 Insolvenz anmelden, wurde aber
vorerst einmal von einem Investor gerettet. Die Reihe ließe sich noch
um einige kleine Firmen ergänzen, deren Namen heute - genauso wie die
zahlloser anderer Dot.coms - niemand mehr kennt. "Wir hatten unsere
Pleiten", sagt Johannes Loxen vom Linux-Verband. Open Source sei nicht
vor aller Unbill des Marktes gefeiht. "Doch jetzt", ist sich der
Göttinger Unternehmer sicher, "sind wir wieder auf der Gewinnerseite."

Loxen hat gut reden. Seine Firma SerNet entwickelt Security-Lösungen
auf Linux-Basis und hat damit ein zugkräftiges Geschäftsfeld besetzt.
"Der Verbund quelloffener Systeme mit Sicherheit geht immer weiter in
die Köpfe rein", freut sich Loxen. "Wir spüren die Krise nicht." Das
Trainingsgeschäft für Großkunden rund um Linux, Samba oder Apache sei
zwar unheimlich eingebrochen. "Doch der Projektbereich boomt". So
konnte Sernet in einer Zeit des allgemeinen Niedergangs der
IT-Investitionen im ersten Halbjahr 2002 den Umsatz um acht Prozent
nach oben schrauben.

"Insgesamt mag es die eine oder andere Firma gegeben haben, die es mal
mit Linux probieren wollte und das Ganze dann doch wieder gekippt
hat", gibt Loxen zu. Aber von einer Tendenz, freier Software den
Rücken zu kehren, könne keine Rede sein. "Der Open-Source-Gedanke ist
bei großen Firmen bis hinunter in den Mittelstand angekommen", so der
Linux-Verfechter. Es handle sich um eine grundsätzliche Bewegung, die
nicht den Charakter einer Eintagsfliege habe. Der Entwickler Andreas
Bogk vom Chaos Computer Club attestiert freier Software gar eine
"größere evolutionäre Robustheit". Seien doch Open-Source-Projekte,
die in Dot.coms angeschoben wurden, heute noch lebendig, während
proprietäre Träume in der Regel "im Orkus" gelandet seien. Bogks
Folgerung: "Freie Software ist Wissen für die Ewigkeit".

Fixe Idee

Auch Bernhard Reiter von der Free Software Foundation Europe sieht die
nicht-proprietäre Welt auf Dauer angelegt und "relativ unabhängig von
der Wirtschaftslage". Freie Software arbeite an den
Kerninfrastrukturen der IT-Welt wie beim E-Mail-Versand oder im
Serverbereich, sodass fast alle Unternehmen darauf angewiesen seien.
Es gehe nicht um die Vermarktung einer fixen Dot.com-Idee. Die Vision
der in Amerika geborenen Free Software Foundation (FSF), Freiheit am
Programmcode einzufordern, habe sich als "krisenfest" herausgestellt.
Selbst wenn bestimmte Hersteller - gezwungen durch die wirtschaftliche
Lage - aus einem Projekt aussteigen würden, bedeute das nicht
unmittelbar, dass das Angebot an freier Software schrumpfe. "Den
typischen Freizeitprogrammierer in der Community gibt es weiter", ist
Reiters Erfahrung. Die meisten seien durch ihre Arbeit in Projekten
mit offenem Quellcode "im anspruchsvollen Bereich" tätig und gut
qualifiziert, sodass sie auch in der Flaute gesucht seien.

Experten gesucht

Werner Koch kann die Theorie bestätigen. Einen Namen gemacht hat sich
der Düsseldorfer Programmierer vor allem durch die vom
Bundeswirtschaftsministerium geförderte Übertragung der freien
Verschlüsselungssoftware GnuPG auf Windows. Heute schreibt Koch weiter
Kryptoprogramme, beispielsweise im Auftrag des Bundesamts für
Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und beschäftigt drei
Angestellte in seiner Firma Erfrakon. "Ich könnte noch mehr
gebrauchen", erklärt der Coder, aber in seinem Spezialgebiet gebe es
nur wenige Experten. Insgesamt spüre die Branche zwar schon, "dass
sich die Kunden zurückhalten". Aber der große Vorteil freier Software
sei, dass sie als kostengünstiger angesehen werde und durch die
Modifizierbarkeit des Quellcodes besser an Firmenstrukturen angepasst
werden könne.

"Die wichtigsten Entwicklungsprojekte im Bereich Open Source sind
nicht durch die Wirtschaftkrise gebremst worden", reiht sich Daniel
Riek, zusammen mit Loxen im Vorstand des Linux-Verbands, in die Reihe
der Optimisten ein. Etwas vorsichtiger ist Riek aber schon als mancher
Kollege, da die französische Mutterfirma seines Implementierungshauses
Alcove trotz des gut laufenden Deutschlandgeschäfts stark schwächelte
und eine Übernahme durch einen größeren Partner erfolgte.

Wirft Riek einen Blick auf die Entwicklergemeinde, kann er aber
keineswegs ein Erlahmen bei wichtigen Projekten und Unternehmungen
bemerken, etwa bei dem Linux-Desktop KDE, den Linux-Distributionen
SuSE und Mandrake oder der Druck- und Fileserver-Umgebung Samba. Bei
vielen dieser Projekte haben deutsche Programmierer traditionell stark
ihre Hände im Spiel. Dazu kommen immer wieder neue Projekte wie das
Textverarbeitungswerkzeug LyX (www.lyx.org), die auf dem Klassiker
LaTeX aufbaut, oder eine Programmiersprache mit dem poetischen Namen
Gwydion Dylan (www.gwydiondylan.org). Probleme, an die sich momentan
keiner so richtig herantraut, sieht Bogk aber im Grundlagenbereich,
also bei den Design-Wurzeln der Unix- und Linux-Betriebssysteme sowie
Compilern.

Kostenfrage

In der Wirtschaftswelt spielen Linux und Co. trotz solcher Schwächen
bei den Grundlagen und bekannten Schwierigkeiten im Bereich der
Arbeitsplatz-Rechner eine immer wichtigere Rolle. 54 Prozent der
europäischen Firmen, die mit Open Source in Berührung gekommen sind,
messen dem offenen Quellcode laut einer im Sommer veröffentlichten
Studie des Forschungshauses Berlecon sehr hohe oder mittlere Bedeutung
für die IT-Strukturen im eigenen Haus bei. Als Hauptgründe nennen sie
Punkte wie höhere Sicherheit, besseren Zugangsschutz und geringere
Lizenzkosten.

Das Argument mit den Lizenzkosten ist von immer mehr Unternehmungen
und Behörden zu hören, seit Microsoft Anfang August auf neue
Lizenzbedingungen umgestellt hat, die Software im Abo feilbieten und
damit dem Großteil der Kunden höhere Kosten bescheren [1]. Wie die
Berlecon-Studie weiter ergeben hat, lassen fast 40 Prozent der auf
Open-Source setzenden Firmen ihren Programmierern während der
Arbeitszeit freie Hand beim Entwickeln "freien" Codes.

Von den 25 größten Softwarefirmen bekennt sich inzwischen fast die
Hälfte fest zur Welt der offenen Quellen. Ob Computer Associates (CA),
Compaq/HP, Hitachi, SAP oder Sun - bei den IT-Giganten gehören die
Unterstützung von Linux und umfassende Aktivitäten bei Open Source
schon zum guten Ton. Vor allem Microsoft-Konkurrenten sehen in ihrem
Engagement ein Mittel, ihre Stellung gegenüber Redmond zu stärken.
Linux-Boxen gibt es daher seit kurzem auch von Sun - obwohl die
gebeutelte Firma aus dem Silicon Valley damit den Markt für ihre
teureren Solaris-Workstations selbst anknabbern könnte. Und SAP durfte
der Linux-Verband jüngst als Neuzugang begrüßen. Zusammengefunden
haben sich zudem Größen wie CA und HP in der Förderung des Open
Software Development Labs. Schwergewicht im Linux-Markt ist und bleibt
aber IBM. Big Blue hält sich zwar bedeckt, was die Unterstützung
externer freier Software-Entwicklung angeht. Dennoch fungiert der
IT-Riese als Zugpferd und kann Zeichen setzen, hierzulande etwa durch
den im Juni abgeschlossenen Rahmenvertrag mit dem
Bundesinnenministerium für den Einsatz von Linux in der Verwaltung.

Regierungssache

Auch in der Regierung und im staatlichen Sektor gilt Open Source
längst nicht mehr als Fremdwort. Nicht nur der verstärkte Kostendruck
macht sich dort bemerkbar. Gezielt will die Politik auch
Abhängigkeiten gegenüber dem bisherigen Platzhirsch Microsoft abbauen,
Monokulturen in den IT-Bebauungsplänen verhindern und bestehende
Strukturen sicherer machen. Das Innenministerium etwa gilt seit Otto
Schilys erstem Vorstoß 1999, als er das Potenzial von Linux für die
Verwaltung durch die Koordinierungs- und Beratungsstelle des Bundes
(KBSt) (http://linux.kbst.bund.de) ausloten ließ, prinzipiell als
Open-Source-Aspirant. Seitdem hat sich das Thema zumindest in
Inselbereichen verselbstständigt. So rüsten etwa der Bundesbeauftragte
für Datenschutz oder die Bundesanstalt für Wasserbau Teilsektoren auf
Linux um - auch auf dem bislang fest von Microsoft regierten Desktop.
Migrationsprojekte hin zu freier Software gibt es ferner im
Bundeskartellamt, bei der ehemaligen Gauck-Behörde und bei der
Monopolkommission.

Das BSI hat darüber hinaus zwei ausgeschriebene Aufträge an Firmen aus
der Open-Source-Branche vergeben. Neben dem Sphinx-Projekt zur
E-Mail-Verschlüsselung hat dabei vor allem der Mitte September
lancierte Kroupware-Auftrag (www.kroupware.org) für Furore in der
Szene gesorgt. Dabei geht es um die Zusammenführung des
Software-Servers Kolab für den KDE-Desktop mit weiteren
Groupware-Komponenten wie Terminkalender, Adressbuch und der
obligatorischen E-Mail. Eine Verbindung zur Windows-Welt soll über ein
Plug-in für Outlook geknüpft werden.

Doch auch wenn von der öffentlichen Hand momentan
Grundsatzentscheidungen für Open Source getroffen werden, dürfte sich
Linux nur langsam in den Amtsstuben breit machen. Noch laufen viele
Fachanwendungen ausschließlich unter Windows, sodass freie Software
häufig - wie in weiten Bereichen des Bundestags - auf den
Serverbereich beschränkt bleibt. Neue Standardapplikationen für
Ministerien und Gemeinden mit offenem Code fordert daher der
Linux-Verband. Ein weiteres Migrationshindernis liegt in der
verteilten Organisationsverantwortung bei der öffentlichen Verwaltung:
Jeder Bürgermeister und jeder Minister kann hierzulande selbst
entscheiden, welche Software in seinem Reich läuft. Eine Ausbreitung
von Open Source in der Fläche gestaltet sich daher noch schwierig.

Fehlanzeige

Experten vermissen nach wie vor einen ganzheitlichen strategischen
Ansatz zur Förderung freier Software auf Regierungsebene. So lässt
sich im IT-Programm des Bundesforschungsministeriums, in dessen Rahmen
bis 2006 rund drei Milliarden Euro bereitgestellt werden sollen, eine
finanziell gut ausgestattete Förderung tragfähiger
Open-Source-Strukturen nicht erkennen. Beim Vorzeigeprojekt
"BundOnline 2005", durch das die über 350 internetfähigen
Dienstleistungen des Bundes auf konkrete Online-Anwendbarkeit getrimmt
werden sollen, ergibt die Suche nach freier Software ebenfalls eine
klare Fehlanzeige. Das wichtige Dokumentationsbuch "Standards und
Architekturen für eGovernment-Anwendungen" (SAGA) (www.bund.de/saga)
pocht zwar stark auf Offenheit und Transparenz. So fiel unter anderem
die Entscheidung im Bereich der Middleware, die für die Integration
der einzelnen Webapplikationen eine entscheidende Rolle spielt, auf
Suns Java-Lösung J2EE (Java 2 Enterprise Edition). Microsofts
Geheimwaffe .NET und Server-Technologien aus Redmond sind damit - sehr
zum Ärger des Softwaregiganten - zunächst außen vor. Doch konkrete
Open-Source-Ansätze fehlen.

Der Druck von Bill Gates und seinen Mannen auf die öffentliche Hand
ist zudem spätestens nach dem milden Urteil aus Washington [2] wieder
stärker geworden. Der neue "Microsoft Politik-Report", den die
Lobbyingagentur ECC Kohtes Klewes im Auftrag des Konzerns an
Bundestagsabgeordnete und Ministerien verschickt, ist da ähnlich wie
kleine Frühstücksrunden mit Parlamentsmitarbeitern nur ein Baustein im
System. Dazu kommen die Hinweise im Gespräch mit Staatssekretären und
Ministerialbeamten, dass man dank der "Shared-Source-Initiative" doch
fast schon so viel Offenheit zeige wie die Linux-Bewegung [3]. Vor
allem im Innenministerium scheint die Lobby-Bearbeitung inzwischen
wieder Erfolg zu zeigen: Es hat den Anschein, dass ausgemachte
Befürworter freier Software aus der entscheidenden KBSt-Schaltzentrale
des Hauses entfernt und in nachgeordnete Stellen versetzt wurden.
Forscher sollen dazu angehalten worden sein, aus Gutachten fürs
Ministerium Bezüge auf Open Source nachträglich zu entfernen.

Zwischen allen Stühlen

Ein nur begrenzt glückliches Händchen zeigte auch das
Wirtschaftsministerium im Umgang mit freier Software - trotz etwa des
riesigen Erfolgs der Broschüre für den Einsatz von Open Source in
kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Jahr 2001 oder
beispielsweise der Förderung der freien Verschlüsselungssoftware GnuPG
(www.gnupg.org). Das mit über 500 Millionen Euro vom
Wirtschaftsministerium unterstützte Projekt BerliOS (www.berlios.de)
gilt in der Szene dagegen als gescheitert. Ziel war es, Anwender und
Entwickler von Open Source auf einer unabhängigen Plattform
zusammenzubringen. Über das Abzweigen einer Vermittlungsgebühr sollte
auf die Börse ein Geschäftsmodell aufgesetzt werden.

Doch der Projektträger, das Fraunhofer-Institut für Offene
Kommunikationssysteme (FOKUS), fand sich bald zwischen allen Stühlen
wieder. BerliOS-Leiter Lutz Henckel erinnert sich an "extrem
ideologisch aufgeladene Gespräche" mit Vertretern der "so genannten
Linux-Gemeinde". Nun dümpelt die Plattform in weiten Teilen als
Informationsportal vor sich hin. An große Änderungen bis zum Ende der
Projektlaufzeit im Dezember glaubt niemand mehr, auch wenn Henckel
noch versichert, dass FOKUS mit BerliOS im nächsten Jahr weitermachen
werde. "Es gibt zu unterschiedliche Auffassungen über die
Kommerzialisierung von Open Source", sagt Klaus Glasmacher von der
Technologieförderstelle des Ministeriums. Man müsse auch die Frage
aufwerfen, ob die bei freier Software häufig angewandte GNU General
Public License (GPL) wirklich ausreichend für den Aufbau von
Business-Modellen sei. Denn noch sei die sich in Umsätzen
manifestierende Marktrelevanz von Open Source "kaum nennenswert".

Wackliger Stand

Die Grünen haben sich angesichts der Akzeptanzprobleme von BerliOS nun
der Idee verschrieben, eine Stiftung ins Leben zu rufen. "Sie könnte
Mittel für Forschungsprojekte, Preise und Stipendien rund um freie
Software vergeben", erklärt die Medienexpertin der Partei, Grietje
Bettin. Jörg Tauss, Beauftragter für Neue Medien der SPD-Fraktion,
will Open Source gleichzeitig mit einem "Sicherheitsrahmengesetz" für
den IT-Bereich unter die Arme greifen, da gerade bei Security-Lösungen
quelloffene Software stark und förderungswürdig sei. Tauss zieht dabei
am selben Strang wie Hubertus Soquat, Referent für IT-Sicherheit im
Wirtschaftsministerium. Seiner Meinung nach unterstreicht die
mittelständisch geprägte Landschaft der rund 20 000 Softwarefirmen in
Deutschland bereits heute nicht nur die gesamtwirtschaftliche
Bedeutung der Branche, sondern zunehmend auch die von Open Source.
Auch wenn das gar nicht mehr so junge Kind also bei manchen
Gehversuchen noch etwas wackelig aussieht - auf eigenen Beinen kann es
immerhin schon stehen. (jk)

Literatur

[1] Stefan Krempl, Software-Verunsicherung, Microsofts Lizenzpolitik
    beflügelt die Suche nach Alternativen, c't 15/2002, S. 22

[2] Stefan Krempl, Wolfgang Stieler, Zahnloser Tiger, Microsoft
    übersteht den Anti-Trust-Prozess ohne Blessuren, c't 24/2002, S.
    59

[3] Stefan Krempl, Von Linux lernen, Microsoft läutet Shared Source
    2.0 ein, c't 23/2002, S. 60

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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