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[ox] Schnipsel 1/6



Liebe Liste,

frisch angekommen im neuen Jahr - das hoffentlich für alle hier ein
gutes werden wird - komme ich endlich mal wieder dazu, einen Berg
alter Computer-Zeitschriften (c't, iX, Linux-Magazin) aufzuarbeiten,
in denen ich mir einzelne Artikel(chen) angestrichen hatte, da ich sie
für interessant für Oekonux halte. Da es doch einige sind, werde ich
mehrere Mails draus machen.

Teilweise sind die Artikel eher von historischem Wert. Finde ich aber
deswegen interessant, weil manchmal in der Rückschau sich
Entwicklungen doch relativieren bzw. sichtbar wird, wohin sie
letztendlich geführt haben.

Ok, here we go in chronologischer Reihenfolge. Vor der Quellenangabe
hier und da ein kurzer Kommentar von mir.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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[Zumindest auf den ersten Blick unterstützen die Ergebnisse der Studie
die Oekonux-Theoriebildung sehr stark :-) .]

Aus: Linux-Magazin 4/02, Seite 22

Boston Consulting Group: Hacker sind keine Amateure

In Zusammenarbeit mit dem Open Source Developers Network (OSDN) hat
die Boston Consulting Group eine Studie über die Motivation von
Open-Source-Entwicklern erstellt. Zwei Gründe liegen dabei gleichauf:
Jeweils mehr als 43 Prozent der 350 Befragten entwickeln freie
Software, weil dies eine intellektuelle Herausforderung ist oder weil
sie damit ihre Fähigkeiten verbessern können. (Mehrfachnennungen
möglich).

Nur für 11 Prozent spielt es eine Rolle, "proprietäre Software zu
schlagen". 71 Prozent der Befragten waren auch bereit, an
Closed-Source-Projekten zu arbeiten, wenn sie gut genug bezahlt
würden.

Entgegen oft publizierten Ansichten sind Open-Source-Entwickler keine
Amateure. Fast die Hälfte arbeitet als Programmierer, jeweils fünf
Prozent als Administrator oder IT-Manager. Die oft beschuldigten
Studenten stellen nur 23 Prozent. Die durchschnittliche
Programmiererfahrung beträgt 11 Jahre.

Deutschland liegt beider absoluten Anzahl der Entwickler nach den USA
an zweiter Stelle. Die meisten Entwickler, bezogen auf die
Einwohnerzahl, haben jedoch die Niederlande.

Die Studie befragte allerdings nur Mitglieder der von OSDN, also
Sourceforge gehosteten Projekte, damit sind die ganz großen Projekte
wie der Kernel, Apache oder KDE nicht erfasst. Die komplette Studie
unterliegt der GNU Free Document Licence und ist unter
[http://www.osdn.com/bcg/] zu finden.

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[Ein kleiner Beitrag zu der Mär, dass die Kreativität von
KünstlerInnen durch Bezahlangebote gesteigert würde...]

Aus: iX 4/02, Seite 32

Hungerlöhne für Künstler

Mit gebührenpflichtigen Tauschbörsen wollte sich die Musikindustrie
nicht nur ihre Rechte an Musiktiteln bezahlen lassen, sondern auch die
Künstler angemessen beteiligen. Nach Berichten der New York Times
wirtschaften jedoch etliche Napster-Nachfolger lieber in die eigene
Tasche. So sollen die Betreiber von Musicnet, Realone, Rhapsody oder
Pressplay die Künstler geradezu mit Hungerlöhnen abspeisen. Lediglich
0,0023 US-Dollar pro heruntergeladenem Titel erhält ein Musiker etwa
bei Pressplay. Für eine Einnahme von 1 Dollar - der überdies noch zu
versteuern ist - erfordert es folglich 500 Downloads. Einige der
geprellten Künstler forderten bereits per Anwalt die Entfernung ihrer
Titel aus dem Online-Angebot bisher mit wenig Erfolg. Überdies warf
ein Vertreter von Pressplay den Künstlern vor, damit die Benutzung
illegaler Angebote noch zu fördern. Offizielle Stellungnahmen zu den
Vorwürfen gab es seitens der beteiligten Konzerne, darunter Warner
Music und EMI, bisher nicht.

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[Der Link ist zum PDF ist heute
http://www.kbst.bund.de/Anlage300627/KBSt-Brief+Nr.[PHONE NUMBER REMOVED].pdf]

Aus: iX 4/02, Seite 46

BRH fordert Open-Source-Einsatz

In einer im Februar aufgetauchten Prüfungsmitteilung des
Bundesrechnungshofes (www.bundesrechnungshof.de, BRH) an das
Bundesinnenministerium (www.bmi.bund.de, BMI) sprechen sich die von
der Verfassung eingesetzten obersten Rechnungsprüfer mit ungewohnter
Deutlichkeit für einen Einsatz von Open-Source-Software aus. Das
Papier, über das das BMI schon eine geraume Zeit verfügt, geht bei
geschätzten 150000 von älteren Windows-Systemen umzustellenden
Arbeitsplätzen von einem Einsparpotential von über 120 Millionen Euro
aus. Der BRH empfiehlt bei allen Vorhaben, die Veränderungen an der
Hard- und Softwarebasis nach sich ziehen,
Wirtschaftlichkeitsberechnungen mit einem Vergleich von Open-Source-
und proprietären Lösungen vorzunehmen. Diese sollten auf Basis des von
der KBSt entwickelten Kriterienkatalogs
(www.kbst.bund.de/papers/briefe/04-2000/brief04-2000.pdf) erfolgen und
auch Folgekosten einbeziehen.

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Aus: c't 8/02, Seite 52

Interaktiv publizieren

Wissenschaftliches Publizieren soll einfacher und effizienter werden.
Einen entsprechenden Vorstoß zeigt die im Internet erscheinende
Fachzeitschrift "Atmospheric Chemistry and Physics (ACP)".

Traditionell entscheiden Editoren und einzelne Gutachter unter
Ausschluss der Öffentlichkeit über Ablehnung, Annahme oder Revision
wissenschaftlicher Manuskripte - oftmals erst nach mehreren Monaten.
ACP beruht dagegen auf einem interaktiven Zeitschriftenkonzept: In
einem zweistufigen Publikationsprozess verbindet es die traditionelle
Begutachtung der publizierten Arbeiten (Peer-Review-Prozess) mit
öffentlicher Diskussion. Manuskripte, die Editoren und Gutachter in
einem raschen Vorauswahlprozess als grundsätzlich publikationswürdig
einstufen, stehen unmittelbar einige Wochen lang im Internet zur
Debatte.

Auch die Kommentare der Gutachter, weitere Kurzkommentare
interessierter Kollegen sowie die Antworten der Autoren können
öffentlich eingesehen werden. Schließlich kommen die revidierten
Manuskripte zur abschließenden Publikation, zitierfähig paginiert und
frei zugänglich (www.atmos-chem-phys.org). (fm)

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Aus: c't 9/02, Seite 28

Vom Leben mit Robotern

Visionen auf der Hannover Messe 2002

http://www.heise.de/ct/02/09/028/

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[Und mal wieder eine Meldung zum alten Thema der Kommerzialisierung
des Internets. Klappt immer noch nicht so recht ;-) ...]

Aus: c't 10/02, Seite 62

Torge Löding

Der Nutzer als Erziehungsaufgabe

Medienwirtschaft will Bezahl-Inhalte im Internet durchsetzen

*Die Zukunft von Pay-Content im Internet und eine Vision für die
Ökonomie im 21. Jahrhundert - dazu redeten sich Experten die Köpfe
heiß. Ein Trend aus den USA bedroht die EU-Wirtschaft.*

Umerziehung - das war eines der meistgehörten Stichwörter auf dem
Medien-Kongress Hamburger Dialog. Unter dem Motto "Synchronize"
diskutierten Vertreter aus Unternehmen und Medien über neue Konzepte
in der Medienwirtschaft. Umerzogen werden sollen zum Beispiel wir
Internet-Nutzer. Seitdem klar ist, dass WWW-Inhalte kaum nur aus
Werbe-Einnahmen finanziert werden können, suchen die
Online-Inhalte-Anbieter nach einer neuen Finanzierungsmöglichkeit.
Annette Milz, Chefredakteurin des Medium Magazins, stellte die von ihr
moderierte Diskussionsrunde zu dem Thema ganz unter das Motto einer
Aussage von T-Online-Chef Thomas Holtropp: Die größte Sünde sei es
gewesen, überhaupt jemals kostenlose Inhalte ins World Wide Web zu
stellen. Nun müsse der Internet-Nutzer umerzogen werden, damit er
künftig zahle.

Studie warnt

Ein keineswegs einfaches Unterfangen, wie die Chefin des
Marktforschungsunternehmens Fittkau und Maaß, Susanne Fittkau, bei der
Vorstellung aktueller Ergebnisse ihrer W3B-Studie klar machte. Seit
1997 beschäftige sich ihre Firma mit der Frage nach Bezahl-Inhalten im
Internet. "Die Rahmenbedingungen haben sich seither geändert. Heute
gibt es viel mehr Internet-Nutzer, die mit mehr Bandbreite surfen und
damit mehr attraktive Inhalte wie zum Beispiel Video-Streaming nutzen
können. Aber eine Veränderung der Einnahme-Konzepte zugunsten von
Bezahl-Inhalten muss nicht zwangsläufig zu mehr Einnahmen führen."
Fittkau warnte vor einer Beschädigung der Marke durch eine
Zersplitterung des Online-Angebots in Free- und Premium-Content. Sie
erklärte das am Beispiel einer Wirtschaftstageszeitung im Internet.
Bisher hatte das kostenlose Angebot eine Zielgruppe. Durch eine
Zersplitterung in Pay- und Free-Content würden unterschiedliche
Zielgruppen verschiedene Teile des Angebots nutzen und die Marke ihre
bisherige Form verlieren, da ja nicht mehr alle Nutzer die gesamte
Site sehen.

Wolfgang Harrer, US-Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt",
berichtete von den erfolglosen Versuchen einiger US-Lokalzeitungen,
ihr kostenloses Angebot auf Gebühren umzustellen. Die Konsequenz: Bis
zu 70 Prozent der Leser kehrten den Online-Angeboten den Rücken, die
Werbefinanzierung brach damit endgültig zusammen. Online-News sind
nach Harrers Meinung in Deutschland kein Produkt für erfolgreiche
Bezahl-Angebote, solange die ARD im Internet Nachrichten verbreite,
für die sie gar keine weitere Gebühr verlangen dürfe. Erfolgreich sei
in den USA hingegen das Bundle-Abo für Streaming-Inhalte, das Real
Networks biete. Ein anderes Konzept probieren die Norweger zurzeit
aus: Dort haben sich die Inhalte-Anbieter zusammengeschlossen und
verlangen für die Content-Bereitstellung direkt von den
Internet-Providern eine Gebühr. In der Europäischen Union dürfte so
ein Versuch allerdings an den Kartellrichtlinien scheitern.

Gefahr für Europa

Eine weitere Variante könnte sich zum ernsten Problem für die
europäische Wirtschaft auswachsen: In den USA werde überlegt, Inhalte
über eine Gebühr bei der Nutzung von Geräten oder Software-Standards
zu finanzieren. Problematisch dabei ist, dass alle relevanten
Technologie-Lizenzen in den USA oder Japan liegen. Nicht einmal die
Lizenz für MP3 liegt noch beim Fraunhofer Institut, berichtete Harrer.

Ernüchternd auch die Bilanz bei Spiegel Online. Seit Februar sind hier
bestimmte Inhalte kostenpflichtig. Nicht einmal 500 Leser nutzten aber
bislang die Möglichkeit, die Spiegel-Titelgeschichte samstags gegen
Cash vorab im Netz lesen zu können, so Spiegel-Online-Chefredakteur
Mathias Müller von Blumencron. Dementsprechend vorsichtig setzt er
auch die Perspektiven für "Cash for Content" auf seiner Website an. In
anderthalb Jahren sollen auf diesem Weg rund zehn Prozent der
Einnahmen gemacht werden. Einziger Hoffnungsschimmer für die
Inhalte-Anbieter: Der Anteil der Surfer steige, die generell bereit
sind, für Inhalte Geld zu bezahlen, so Susanne Fittkau. "Das ist eine
Konsequenz aus der öffentlichen Debatte, die wir zu dem Thema führen."

Cultural Commerce

Ebenfalls pädagogisch trat Jeremy Rifkin auf. Der
US-Gesellschaftskritiker und Autor des Bestsellers "Access - Das
Verschwinden des Eigentums" erklärte seine Theorie vom Ende des
Marktkapitalismus. "Die Grundlage des Lebens befindet sich heute in
Auflösung. Im kommenden Zeitalter treten Kommunikations-Netzwerke an
die Stelle der Märkte und aus dem Streben nach Eigentum wird Streben
nach Zugang zu diesen Netzen", so Rifkin. Der Autor fordert ein
Umdenken der Unternehmer, da die kapitalistische Warenwirtschaft sonst
die bisherigen gesellschaftlichen Grundlagen zu zerstören drohe. Die
Schaffung des Global Cultural Commerce heißt Rifkins Alternative -
eine Wirtschaft, die auf dem Austausch kultureller Güter beruht. Als
Urvater dieser Idee sei Thomas Cook anzusehen, der Erfinder des
Pauschal-Tourismus.

Access - Zugriff - laute das Schlüsselwort im Cultural Commerce. Dabei
treten Netzwerke an die Stelle von klassischen Märkten, in denen aus
Käufern und Verkäufern vermehrt Anbieter und Nutzer würden und aus
Produkten Erlebnisse, so genannte "Paid for experiences". Als Beispiel
nannte Rifkin Sportschuhe von Nike, wo bei einem Verkaufspreis von 150
US-Dollar ein Dollar auf die Produktion entfielen und 149 auf die
"Experience und die Zugehörigkeit zur Community". Dies bedeute, dass
Marketing- und Kommunikationsstrategien sowie Imagetransfer zur
zentralen Aufgabe werden. Gleichzeitig nutzte er das Nike-Beispiel
aber auch, um seine Sympathie für die friedlichen
Globalisierungskritiker zu äußern. In seiner Vision des Cultural
Commerce werde es so etwas wie die Kinderarbeit in Südostasien, die
der Sportschuhkonzern zur Produktfertigung missbrauche, nicht mehr
geben. Rifkin schloss mit dem Appell an die Medien, sich ihrer
verantwortungsvollen Rolle bewusst zu werden, Dienstleister für die
Kultur zu sein und nicht die Kultur als gesellschaftlichen
Wurmfortsatz der Wirtschaft zu betrachten. (tol)

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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