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[ox] heise online: Copyleft-Label fuer Musik und Comics



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Benni <benni obda.de>" gesandt.
Wir weisen darauf hin, dass die Absenderangabe nicht verifiziert
ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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Copyleft-Label für Musik und Comics



 Am kommenden Montag geht die Initiative Creative Commons [1] mit ihrem
neuesten Label an den Markt. Der an der Stanford Law School lehrende
Lawrence Lessig[2] stellte beim Weltgipfel der Informationsgesellschaft
(WSIS[3]) die "Sample-License" vor, die speziell für den Remix von
Musikstücken gedacht ist. "Damit erlauben die Musiker die Verwendung von
'Musikthemen', die weiterbearbeitet werden dürfen, auch für kommerzielle
Zwecke", sagte Lessig im Gespräch mit heise online. 

 Mit dieser Möglichkeit, die Musik neu zu mixen, bieten die Creative
Commons laut Lessig sieben verschiedene Möglichkeiten der kreativen
Rechteeinräumung an. Auf Wunsch des brasilianischen Musikers und
derzeitigen Kulturministers Gilberto Gill[4] hat Lessigs
Creative-Commons-Gruppe die erste ausgesprochene alternative Musiklizenz
entworfen (siehe zur Entwicklung der Lizenz und der Open-Source-Strategie
für Brasilien auch: Brasiliens Regierung wird Produzentin von Open
Source[5]).

 Die Idee mit der Erlaubnis des Neumixens gefiel auch in Japan. Dort soll
sie für Comics eingesetzt werden, für die es in dem Land eine ausgeprägte
Kopierkultur gebe, erklärte Lessig. Erstmals würden nun in Japan
Creative-Commons-Lizenzen ausgegeben, im nächsten Jahr kommen aber auch
Deutschland, Großbritannien, China, Taiwan und weitere Länder dazu, sagte
Lessig, der betonte, dass die alternative Copy-Bewegung an Fahrt gewinne.
"Wenn wir zuerst verstehen, dass wir unterschiedliche Inhalte haben --
Madonnas Musik und die Webseite einer Schulklasse sind nicht dasselbe --
haben wir viel weniger Probleme." In den USA gebe es Schulen, die ihren
Schülern wegen Angst vor Urheberrechtsverletzungen Verlinkungen verbieten
würden. 

 Wie dramatisch rigide Urheberrechtsregime zur digitalen Spaltung beitragen
können, berichtete die südafrikanische Bibliothekswissenschaftlerin Denise
Nicholson von der Uni Witwatersrand beim von der Heinrich-Böll-Stiftung und
zivilgesellschaftlichen Gruppen organisierten Alternativgipfel. Ländliche
Schulen und Bibliotheken seien chronisch unterfinanziert, für sie sei der
Kauf von Schulbüchern eine schiere Unmöglichkeit, vom Zugang zu Information
oder Literatur in den Elendsvierteln ganz zu schweigen. " Vor einer
weiteren Ausweitung strikter Urheberrechtsregime warnte die US-Anwältin
Robin Gross. 2004 stünde die Einführung von Broadcasting Rights und auch
den auf Webseiten ausgedehnten Transmission Rights an. Webcasts könnten
beispielsweise unter solche Urheberrechtsbestimmungen fallen.

 Mindestens ein neues Mitstreiterland hat Lessig in Genf für die
Creative-Commons-Idee gewonnen: Chile. Für Furore unter den Patent- und
Urheberrechtskritikern sorgte auf dem Gipfel zudem die brasilianische
Delegation mit ihrer strikten Open-Source-Haltung. Brasilien, das für die
Streichung der WIPO[6]- und TRIPS[7]-Referenzen aus der offiziellen
Erklärung stimmte, hat angekündigt, 80 Prozent aller Rechner in der
öffentlichen Verwaltung auf Linux umzustellen. "Die Regierung kann sparen,
außerdem sollen junge Leute ohne Job animiert werden, selbst zu
programmieren und dann gibt es noch das Sicherheitsproblem", umriss
Christiano Franco Berbert, Vertreter des brasilianischen Außenministeriums,
den neuen Kurs seines Präsidenten Lula da Silva. "Wir wollen wissen, was im
Code ist."

 Berbert sagte, er denke nicht, dass diese Entwicklung umgedreht werden
könne, sollte da Silva von einem Konservativeren abgelöst werden. "Es ist
ein strategisches Projekt." Über das krasse Gegenbeispiel zum
brasilianischen Weg berichtete Veni Markowski. Der ICANN-Direktor,
ISOC-Bulgaria-Vertreter und IT-Berater des bulgarischen Präsidenten machte
den absurden und offensichtlich überteuerten Mietkauf von 35.000
Microsoft-Lizenzen für Bulgariens Schulen öffentlich: "Es gibt insgesamt
kaum tausend Computer in den Schulen", erklärte Markowski seine Kritik.
(Monika Ermert) / (jk[8]/c't)

URL dieses Artikels:
 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-12.12.03-001/

Links in diesem Artikel:
 [1] http://creativecommons.org
 [2] http://www.lessig.org/
 [3] http://www.itu.int/wsis/index.html
 [4] http://www.gilbertogil.com.br/press/press3.htm#01
 [5] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-03.12.03-001/
 [6] http://www.wipo.org/
 [7] http://www.wto.org/english/tratop_e/trips_e/trips_e.htm
 [8] jk ct.heise.de

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