[ox] Wizard of OS 3
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Sun, 12 Oct 2003 17:37:21 +0200
Hi Liste!
Der Termin für die WOS3 wird wohl 10.-12. Juni 2004.
http://wizards-of-os.org/
ist mittlerweile aktualisiert. Der Termin der Oekonux-Konferenz hat
hier für die Entscheidung übrigens eine wichtige Rolle gespielt.
Anbei der Text von der Frontseite, den ich für ziemlich lesenswert
halte.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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WOS 3 -- Kurzkonzept
Stand im Zentrum der WOS 1 (1999) die Freie Software, so wurde auf der
WOS 2 (2001) nach der Übertragbarkeit des Open-Source-Modells auf
andere Formen des digitalen Wissens gefragt. Seither ist vieles von
dem, was damals nicht mehr als ein Versprechen zu sein schien,
Wirklichkeit geworden. Die freie Online-Enzyklopädie "Wikipedia" und
das MIT-Projekt "Open Courseware" haben sich zu wertvollen
Wissensresourcen entwickelt, mit der BBC wird die erste öffentliche
Rundfunkanstalt ihre Archive öffnen, wissenschaftliche Open Archives
sind zu einer machtvollen Bewegung geworden und auch die freie
Hardware beginnt, sich einen Namen zu machen. Freie Software war
tatsächlich erst der Anfang, die konnektive Intelligenz hat sich
grundsätzlich als ein machtvolles Modell erwiesen.
Die WOS 3 meldet Erfolg -- Mission Accomplished. Während Wissen als
Ware unter ein immer rigideres Regime gestellt wird, bildet sich ein
freies Universum heraus, in dem Wissen Gemeinschaftswerk und
öffentliches Gut ist. Mit zahlreichen aktuellen Projekten aus
öffentlicher Verwaltung, Bildung, Wissenschaft und Kunst stellt die
WOS 3 diese freie Welt ins Rampenlicht.
Die WOS 3 wird nicht nur Erfolgsgeschichten feiern und reflektieren,
sondern auch zu neuen Zielen aufbrechen. Die Wissensordnung digitaler
Medien ist globalisiert. Viele freie Wissensprojekte sind es auch,
doch noch gestalten viel zu wenige ihre digitalen Umweltbedingungen
aktiv und global mit. Eine Form, in der diese Herausforderung sich
stellt, ist die Erweiterung der Europäischen Union im Jahr 2004. Unter
dem Fokus "WOS goes East" wird die WOS 3 den Zustand und die
Rahmenbedingungen der freien Software in Ost- und Südosteuropa
thematisieren, einen Erfahrungsaustausch zwischen den Kulturen
herbeiführen und das Networking zwischen den Aktivisten des freien
Wissens fördern. Eine weitere Herausforderung liegt darin, dass Freie
Software in der öffentlichen Verwaltung derzeit im Westen
zurückgedrängt zu werden scheint. Demgegenüber haben sich Länder wie
Brasilien, Peru, Indien und China deutlich für Freie Software in der
öffentlichen Verwaltung ausgesprochen. Die WOS 3 wird diesen Trend in
die westliche Debatte zurückführen - unter dem Motto "Lernen von der
Dritten Welt".
Ziel all dieser Bemühungen, wie es von den Autoren James Love und
Peter Drahos formuliert wurde, ist eine machtvolle vereinigte Bewegung
für den Schutz der digitalen Umwelt. Die WOS 3 wird eine Plattform
bieten, um dieses Ziel voranzutreiben.
Operating Systems
Gesellschaftliche Architekturen beruhen, wie wir von dem
US-Rechtsgelehrten Lawrence Lessig gelernt haben, auf vier
verschiedenen Formen von Regulierung: auf technischem, rechtlichem,
ökonomischen und sozialem Code. An diesen vier Code-Formen, die auch
die Infrastruktur der digitalen Wissensordnung bestimmen, sind die
Panels der WOS 3 ausgerichtet. Die WOS 3 fragt hier jeweils nach den
Bedingungen, die die Entstehung freien Wissens nachhaltig
beeinflussen, und nach den Innovationen, die notwendig sind, um ihre
Potentiale zu stärken.
* Technische Innovationen
Freies Wissen beruht auf freiem Programmcode. Die WOS 3 fragt mit
Unix nach dessen Geschichte und mit DotGNU nach dessen Zukunft.
Innovationen im Heute sind notwendig bei Datenschutzwerkzeugen,
P2P-Netzen und beim Qualitätsmanagement Freier Software. Frei
designte Chips, PDAs und freie Funknetze erweitern das Reich der
Freiheit und Selbstbestimmung in die Hardware und in den Äther.
* Rechtliche Innovationen
Eine machtvolle Bewegung hat bei der EU-Patentrichtlinie das
Schlimmste verhindert. Im Urheberrecht gehen die
Auseinandersetzungen über die Informationsfreiheiten europaweit und
in den USA weiter. Die größte Gestaltungsfreiheit bieten Lizenzen.
Die GPL geht in die dritte Version und hat mit der OSL einen
Herausforderer erhalten. Mit den "Creative Commons" existiert
erstmals ein institutionell starkes, von internationaler
juristischer Expertise getragenes Projekt für freie Lizensierungen
digitaler Werke aller Art. Auf der WOS 3 wird voraussichtlich
erstmals die deutsche Version der Creatice Commons-Lizenzen
vorgestellt.
* Marktinnovationen
Die minimalen Transaktionskosten im Digitalraum sind
eineVoraussetzung für freies Wissen. Durch sie konnte sich als
Drittes neben Markt und Management die "Allmende-basierte
Peer-Produktion" (Yochai Benkler) etablieren. Dennoch benötigen
gemeinsame Ressourcen und die beteiligten Autorinnen Geld. Wie kann
man mit freier Software Geld verdienen? Wie können Künstler und
Autoren vergütet werden, ohne dass eine totale Infrastruktur von
Digital Restrictions Management-Technologie die Nutzung ihrer
Produkte kontrolliert? Wie entstehen Standards, die
Interoperabilität und Marktoffenheit sichern? Wie lassen sich
generell Güter, an deren Bereitstellung ein wesentliches
öffentliches Interesse besteht, organisieren, wenn der Markt
versagt? Letztlich geht es um die Systemfrage, nur dass die
Alternative nicht mehr Kapitalismus oder Sozialismus lautet.
* Soziale Innovationen
Zum Thema werden neue Formen der Organisation, die weder
Preissignalen, Paragraphen noch technischen Abläufen gehorchen,
sondern eigenen Regeln. Zum Beispiel denen der Wissenschaft, der
freier Wissensaustausch ein Gebot ist. Die Open Archives Bewegung
hat die technischen, rechtlichen, ökonomischen Anforderungen
weitgehend gelöst. Jetzt sind Innovationen in der Evaluation
wissenschaftlicher Aufsätze gefragt. Qualitätsfilterung ist auch ein
Thema für Wikipedia und Peer-to-Peer Journalismus. Auch für die
freien Bildungsmaterialien sind vor allem neue Denkweisen gefragt.
Der Wandel betrifft künstlerische Kooperationen und damit Kunst
selbst. Auch die globale Zusammenarbeit in freier Software, freiem
Wissen und Fragen des geistigen Eigentums erfordert Innovationen.
Freiheit funktioniert
Freiheit funktioniert -- das ist die Vision der WOS. Sie fungiert als
Bewegungsmelder: Die Bewegung der frei zugänglichen
Wissenschaftsarchive, die Wikipedia-Bewegung mit all ihren Ablegern,
die Bewegung der freien Funknetze oder der freien Prozessoren und
natürlich die Bewegung der freien Software -- wo immer sich
freiheitliche Bewegungen bilden, spricht die WOS an.
Wie die Umweltschutzbewegung sich aus einer Vielzahl von
Einzelinitiativen bildete und die Welt veränderte, so ist das Ziel
heute eine machtvolle vereinigte Bewegung für den Schutz der digitalen
Umwelt. Die WOS 3 nimmt diese Herausforderung an.
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Organisation: projekt oekonux.de