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[ox] Re: oekonux Digest, Vol 5, Issue 3




Hallo Jost:

Jost schrieb:
wenn ich Deine Argumentation (Kapitel 3.3.1) recht verstanden habe, 
führst du den niedrigen Frauenanteil in OSS/FS auf zwei Faktoren zurück:

a) Frauen schrecken davor zurück, an OSS/FS teilzuhaben, weil sie nicht
    mit dem Bild des Hackers/Nerds identifiziert werden möchten (oder
    sich selber damit nicht identifizieren möchten)
Im Kontext dieses Kapitels ist das Teil meiner Argumentation. Ich
würde es aber nicht als alleinigen und ausschliesslichen Grund
angeben. Es könnte zumindest erklären, warum der Anteil von Frauen an
Open Source rein statistische gesehen geringer ist, als im Nicht-OS
Bereich, also z.B. Informatikstudiengänge und "freie Wirtschaft".
(siehe dazu "Die Kategorie Geschlecht in ihrer strukturellen,
symbolischen und individuellen Bedeutung" In: Rizvi/ Klaeren
"Informatik und Geschlechterdifferenz", Tübinger Studientexte
Informatik und Gesellschaft, 1999, S.32-42)Eventuell könnte ich diesen
Teil auch mal einscannen und onlinestellen.


b) Frauen werden von der Mehrheit der (männlichen) OSS/FS-Entwickler
    ausgeschlossen, und haben daher nicht die Möglichkeit, an vielen
    Vorteilen (finanzielle Belohnung, soziale Anerkennung usw.)
    teilzuhaben.

Könntest du einfach kurz bestätigen, ob ich damit richtig liege ? Ich 
weiß nämlich nicht genau, ob ich dein Argument richtig verstanden habe, 
und ist ist eine schlechte Diskussionsgrundlage :-)
Es geht nicht um Opfer/Täterrollen. Personen allerlei Geschlechts
reproduzieren Rollenbilder innerhalb der patriarchalen Matrix. Der
Ausschluss von Frauen geschieht also nicht im Sinne einer
"Verschwörung" oder Verabredung. Die von anderen und von mir
beschriebenen Ausschlußmuster sind ein deutliches Beispiel für das
Vorhandensein patriarchaler Strukturen, die sich mir kapitalistischen
Strukturen überlagern und verzahnen.

Es ging mir vor allem darum diese Überlagerung zu untersuchen und zwar
im Rahmen neuer ökonomischer Entwicklungen, wie sie Open Source
zweifelsohne darstellt. Wenn man die aktuelle Situation analysiert, so
richten sich die offensichtlichen Ausschlußmechanismen gegen Frauen.
(Andere, die aber nicht mein Thema waren, betreffen Bildungsschichten
oder geopolitische Gegebenheiten, z.B. das die OS-community in den
kapitalistischen Zentren angesiedelt ist.)

        Joost

P.S. Ich bin bis Do nächster Woche leider offline und werde dann die
eingegangen Post beantworten...

Grüsse

Francis

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Organisation: projekt oekonux.de



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