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Selbstbestimmung (was: Re: [ox] feedback to "ox2")



Hi Tereza et al!

3 days ago Tereza wrote:
Ich denke, es waere sinnvoll und notwendig, die
KonsumentInnen/ProduzentInnen-Haltung zu ueberwinden, und mehr
Selbstorganisierung & Selbstbestimmung von den TeilnehmerInnen
auch einzufordern und das deutlich zu machen: dass es notwendig
ist, sich nen Kopf zu machen, warum mensch da hin faehrt, was
mensch da
eigentlich will... wobei es natuerlich nicht verboten sein soll,
einfach mal vorbeizuschauen und reinzuschnuppern.

Von Selbstorganisierung- und Selbstbestimmung-fordern halte ich gar
 nichts. Ich habe da eine (vielleicht sehr persönliche) Allergie
gegen  alle "erzieherischen" Ansätze. Entweder die Leute wollen's
oder nicht.

Hm, also die Leute mehr zu fordern ist ja nicht erzieherisch.

Hmm... Die Freie-Software-EntwicklerInnen hat jedenfalls niemensch
gefordert. Die fordern höchstens sich selbst. Das finde ich schon
ziemlich wichtig und einen Kern von Selbstentfaltung.

Es
ollte vielmehr um eine Debatte darum gehen, die Bewusstsein dafuer
schafft, dass Ablaeufe immer von allen abhaengig sind,

In der Tat habe ich auch am liebsten Leute, die mitdenken :-) .

und dass es
darum gehen sollte, Dominanzen so niedrig zu halten wie noetig.

Dazu gehört auch die Frage, was als Dominanz definiert wird. Wenn einE
ReferentIn mir z.B. mit ihrer - inhaltlichen und vortragstechnischen -
Fähigkeit einen komplizierten Sachverhalt / Gedanken rüberbringt, dann
fühle ich mich nicht dominiert sondern beschenkt.

Wenn
das klarer wird, fuehlen sich die Leute vielleicht auch eher
angesprochen, dass es auch um sie geht.
Ich fidne die Frage nach dem "Wollen" immer wichtig. Bei mir ist es
so, dass wenn ich wo etwas will, dann werde ich automatisch aktiver,
dominanter, weil ich mich betroffen fuehle. Das fuehrte zum Beispiel
dazu, dass ich in meinem Workshop dominanter war, als ich das wollte,
weil ich aber ein Ziel hatte.

Eben: Du hattest ein Ziel, dass dir wichtig war. Und? Wo ist das
Problem? Nur weil du ein Ziel hast, müssen ja nicht alle anderen
gleich dagegen sein, sondern sie könnten ja auch daran interessiert
sein, dass du dein Ziel verwirklichst - oder? In der Freien Software
finde ich es jedenfalls total Klasse, dass so viele Leute je ihre
Ziele verwirklichen :-) .

Aber um eine persönliche Bemerkung einzuflechten: Genau dieses Gefühl
"ich war dominanter, als ich wollte" kenne ich sehr gut - auch als
ungutes Gefühl. Ich habe in den letzten Jahren aber erlebt, dass
dieses Gefühl nicht immer angebracht ist - jedenfalls nicht so oft,
wie ich dachte.

Das gleiche fuer die Geschlechterkategorie. Es ist in den USA
inzwischen moeglich, sich unter Geschlecht statt m oder f auch i
fuer intersexuell oder o fuer other eintragen zu lassen. Was
nuetzt die Rekonstruktion von ueberholten Kategorien? Gut, dass
dann mal als Aenderungswunsch fuer naextes Mal... bitte
reflektieren
www.etuxx.com, www.transgender.net , www.gender-killer.de (oder
so)

Auch hier wieder: Wer's will, der tut's.

Ne. Also dann wuerde ich entweder die Frage nach dem geschlecht
weglassen oder mehr Moeglichkeiten geben.

Nun, als ich das Layout des Fragebogens fertig gemacht habe, hatte ich
ehrlich gesagt auf die Kreativität der TeilnehmerInnen in dieser Frage
gehofft. Es waren ja nur zwei unschuldige Kästchen, die auch jederzeit
gar nicht oder beide hätten angekreuzt werden können. Platz, um ein
Kästchen für "indifferent" o.ä. hinzuzufügen wäre auch noch gewesen.

Ich finde, es sollte darum gehen, mehr Selbstbestimmung moeglich zu
machen.

Nun, wenn ich in einen Vortrag gehe, ist das dann nicht
selbstbestimmt? Warum soll ich mich denn in alles immer unbedingt
einmischen müssen? Kann ich nicht auch einfach mal was zulassen, wo
ich nicht die volle Kontrolle drüber habe? Ist das dann nicht mehr
selbstbestimmt?

Dazu bedarf es aber auch eines Bewusstseinsprozesses bei den
Beteiligten. Wir sind Fremdbestimmung, frontunterricht,
ExpertInnentum, rederecht von referentInnen etc so gewohnt, dass wir
es nicht in Frage stellen. Dabei faende ich es richtiger, das
auszuhandeln.

Wenn es sinnvoll ist: Ja. Wenn es nicht sinnvoll ist - z.B. weil
keineR ein Problem hat - dann: Nein.

So gesehen, drängt sich mir der Eindruck auf, dass du dazu tendierst
den Leuten zu sagen, wann es denn jetzt sinnvoll ist. Kann ich
verstehen, dass die davon nicht begeistert sind. Bin ich auch nicht.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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