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[ox] heise online: Oekonux -- auf dem Weg in die GPL-Gesellschaft



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>" gesandt.
Wir weisen darauf hin, dass die Absenderangabe nicht verifiziert
ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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Oekonux -- auf dem Weg in die GPL-Gesellschaft



 Mit der Zuversicht, dass alle offenen Fragen weiter diskutiert werden
können, endete in Berlin die zweite Oekonux-Konferenz[1], die vor allem der
Selbstverständigung der Teilnehmer der Oekonux-Mailingliste[2] dient. Für
den Außenstehenden, der nicht an der Liste beteiligt ist, zerfiel die
Konferenz in drei Teile: eine Reihe von Workshops, die sich mit der Theorie
einer GPL-Gesellschaft beschäftigten, eine auf Englisch abgehaltene
wissenschaftliche Konferenz und eine Reihe von Vorträgen, die sich mit
Perspektiven für Programmierer beschäftigten, die quelloffene Software im
weitesten Sinne entwickeln.   Anzeige      [3]	  

 Bereits am ersten Tag[4] der Konferenz wurden Vorschläge diskutiert, wie
die Gesellschaft die Entwicklung von Open-Source-Software bezahlen kann. Im
Unterschied zu dem von Hans-Joachim Ehlers vorgetragenen Geschäftsmodell
eines General Public Support Agreement[5] (GPSA) machte sich am zweiten Tag
Bernhard Reiter von der Free Software Foundation[6] weit reichendere
Gedanken über kommerzielle freie Software. Reiter forderte alle Firmen auf,
im Sinne von nachhaltiger Ökonomie 1 % des Forschungsbudgets an die
Produzenten freier Software zurückzugeben. "Das ist eine Zahlung im Sinne
eines nachhaltigen Wirtschaftens, das sich um nachwachsende
Programmierressourcen kümmert, keine 'Spende' im herkömmlichen Sinn",
betonte Reiter. Da viele große Firmen sich ernsthaft mit dem Problem
nachhaltiger Produktionsprozesse beschäftigen, alle aber auch in
irgendeiner Form freie Software einsetzen, sei der Vorschlag nicht
unrealistisch. Privatpersonen möchte Reiter auffordern, 10 % der Summe
zurückzuzahlen, die eine vergleichbare proprietäre Software in der
Anschaffung kosten würde.

 Unter den Zuhörern stieß Reiters Vorschlag, der nicht die offizielle
Position der FSF ist, ebenso wie das GPSA-Modell auf Kritik: Mit
Finanzierungsmodellen dieser Art käme Blähware, Software, die keiner
wirklich brauche. Das stünde im Widerspruch zur bisherigen schlanken
Entwicklung von quelloffener Software, bei der nur programmiert werde, was
gebraucht werde. An die Ausführungen von Reiter schlossen sich Diskussionen
über Micropayments (etwa das gescheiterte Digicash-System), alternativen
Zahlungsweisen (beispielsweise PayPal zur Projektunterstützung) und die
Bildung einer Zweitwährung (wie Green Money) an. Eine Ergänzung fand diese
Diskussion am dritten Tag, an dem Uwe Müller das Projekt Hostsharing[7]
vorstellte, den erfolgreichen Versuch, die Prinzipien der quelloffenen
Software auf eine genossenschaftlich organisierte Firma zu übertragen.

 Auf der wissenschaftlichen Seite der Konferenz gab es anregende Vorträge
über das Peering. Der belgische Soziologe Michel Bauwens versuchte sich am
Nachweis, dass Peer-to-Peer[8] eine Chance ist, die Gesellschaft neu zu
strukturieren. Der amerikanische Politologe Sheen S. Levine, der das
Verhalten von Internet-Nutzern erforscht, erteilte in seinem Vortrag
"Altruism in Cyberspace" (eine ältere Fassung[9] ist online) allen
Versuchen eine Absage, auf Tauschsystemen für digitale Inhalte ein Geschäft
aufzubauen. "Das Internet ist kein E-Marktplatz, was digital ist, wird
geteilt, nicht bezahlt." Aus dem Vortrag entwickelte sich unter anderem
eine Diskussion über die Ursprünge des Peer-Projektes, die in der Vision
eines Ted Nelson (Xanadu[10]) die strikte Beachtung des Copyrights und die
Bezahlung jeder noch so kleinen, verlinkten Informationen sehr
"kapitalistische" Wurzeln hat.

 Das Projekt Oekonux entstand aus der Frage, welche gesellschaftlichen
Auswirkungen der Einsatz freier Software hat. Es ist das Verdienst des
Projektes, in einer offenen Konferenz Fragen anzugehen, die bei typischen
Entwicklertreffen[11] nur am Rande vorkommen. Auf der anderen Seite des
Projektes steht die politische Diskussion[12]. Dass beide Richtungen
voneinander profitieren können, ist die spannende Antwort auf alle offenen
Fragen. (Detlef Borchers) / (jk[13]/c't)

URL dieses Artikels:
 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-04.11.02-005/

Links in diesem Artikel:
 [1] http://www.oekonux-konferenz.de
 [2] http://www.oekonux.de
 [3] http://ad.de.doubleclick.net/jump/N884.IX.de_MCUK/B1058342;abr=!ie4;abr=!ie5;sz=300x200;ord=2002.11.04.21.03.15?
 [4] http://www.heise.de/newsticker/data/em-02.11.02-002/
 [5] http://metamodul.com/gpsa.html
 [6] http://www.fsfeurope.org/index.de.html
 [7] http://www.hostsharing.net/
 [8] http://noosphere.cc/peerToPeer.html
 [9] http://papers.weburb.net/archive/00000059/
 [10] http://www.xanadu.net/tco/index.html
 [11] http://www.fosdem.org/index/speakers/
 [12] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13533/1.html/
 [13] jk ct.heise.de

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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