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Re: [ox] Die Entdeckung des Nordwestens



Benni Baermann wrote:
Hallo Jobst und andere,

Nein, ich seh da einen großen Unterschied zwischen Dualismen, die auf
einem echten Gegensatz aufbauen (zB Ost - West) und Pseudo-Dualismen,
bei denen schon der Gegensatz fehlt. Auch an einem Ost-West-Dualismus
ist eine Menge zu kritisieren, zB liegt nur von Europa aus der "Westen"
im Westen und der "Osten" im Osten, von Japan oder Hawai siehts ganz
anders aus. Aber trotzdem wird niemand bestreiten, dass Ost und West
entgegengesetzte Richtungen sind.


Naja, ich glaube in mathematischen oder naturwissenschaftlichen
Zusammenhängen ist das nochmal was komplett anderes. Das kann man
nicht so ohen weiteres vergleichen. Also präziser: Wenn es um Menschen
geht, gibt es keine echten Dualismen.

kannst Du das 'wenn es um Menschen geht' mal genauer formulieren ?
Wieso sind Dualismen (oder Relationen allgemein) prinzipiell andere
wenn Menschen involviert sind ? Sollten wir nicht gerade versuchen,
wissenschaftlich (d.h. materialistisch) an das Problem heranzugehen ?

Nein, es ist schon vorher ein Problem. Schon die Einteilung der
Menschen in "Männer" und "Frauen", in "schwarz" oder "weiss" ist ein
Problem, nicht erst die damit verknüpfte Bewertung.

Wieso ? Zwischen M"annern und Frauen gibt es 'echte' Unterschiede,
d.h. die Unterscheidung hat doch nichts artifizielles, oder ?
Das Problem entsteht eben erst, wenn diese Begriffe mit mehr Inhalten
verkn"upft werden (z.B. Sexismus), oder gar bewerted wird.

Und genauso ist
eben schon die Einteilung von Verhalten in "kooperativ" oder
"konkurrent" ein Problem, womit ich jetzt wieder nicht sagen will,
dass man das immer und überall vermeiden soll, nur dass man sich des
Problems bewusst sein muss.

auch hier sehe ich an sich noch kein Problem: Es geht ja nicht darum
jemandes Verhalten als (exklusiv) kooperativ oder konkurrent
einzustufen. Vielmehr sind dies doch Stereotype, die in einem realen
Verhalten (d.h. so wie es von anderen erfahrbar ist) dann mehr oder
weniger stark vertreten sind.
Das Problem des Dualismus scheint mir vielmehr, dass da eine Schein-
Dichotomie aufgebaut wird.

Den Gegensatz "Autarkie" den Du zu Kooperation bildest, gibt es eben
nicht, auch nicht graduell. Genausowenig wie es "Solidarität" gibt,
ich halte das für ein Märchen, was es gibt, ist wohlverstandener
Selbstentfaltungsegoismus, der die Selbstentfaltung des anderen zur
Vorraussetzung der eigenen Selbstentfaltung macht. Nur in diesem Sinn
macht Solidarität Sinn. Und das ist nicht nur ein rhetorischer Kniff,
sondern hat auch ganz praktische Bedeutung, weil nämlich dann
Politikerphrasen von Solidarität meist als das dastehen was sie sind:
leere Ideologie.

Ich finde Autarkie als Gegensatz zu Kooperation durchaus sinnvoll.
Insbesondere wenn es um die Analyse von Arbeitsweisen geht (und *gerade*
in (Freier) Software-Entwicklung).
D.h., wie sehr meine eigene Arbeit auf die von Anderen angewiesen ist...

Stefan

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