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[ox] Re: ?Oekonux Projekt?



Hallo,

ganz ehrlich, ich beende von meiner Seite mal die Diskussion. Habe nämlich noch eine ganze Menge anderer Dinge zu tun :-)
Deshalb möglichst nur noch Konstruktives in dieser Mail.

LutzH wrote:

liste oekonux.de :-)


Danke, *-dev* * füllt mein Postfach im Moment schon genug aus :-)


Verstehe ich Dich richtig, dass Du in etwa folgende Gedankenfolge in der
Oekonux-Diskussion beobachtest zu haben glaubst: Die Marxistische
Theorie sei die unhinterfragte Ausgangsbasis der Diskussion, durch die
präformiert alles andere, z.B. das Phänomen der Freien Software
betrachtet würde? Die Teilnehmer an der Diskussion hätten, bevor sie
sich mit Freier Software beschäftigten, schon ein gefestigt
marxistisches Weltbild gehabt, in das nun alles und jedes eingefügt
werden muss?


Ich kann nicht sagen, *ob* es wirklich so ist. Allerdings scheint mir die Rhetorik auf der Webseite stark alte linke Begriffe (z.B. das Wortfeld um Produktion herum) zu nutzen. Ich weiß nicht - habt ihr schon brauchbarere Begriffe entwickelt, die den Unterschied zwischen Gütern und Informationen deutlich werden lassen? Der FFII hat m.E. mit dem Begriff der "Logikalie" einen guten Zug gemacht.

Ich würde mir wünschen, dass ihr euch nicht von alten Begriffen leiten lasst, die unangemessen sind. Die Sapir-Whorf-Hypothese schlägt dann nämlich eiskalt zu und sperrt euch gedanklich ein.


Falls Du diese Befürchtung hast kann ich Dich wohl beruhigen.

> [*beruhig*]

Ist ja okay :-)


Und genau das passiert auch. Zu klären wäre allerdings, wie weit Du hier
die Begriffe "wirtschaftlich" und "sozial" fassen möchtest. Wenn diese
ihre Grenzen an der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung
fänden, müsste Dir in der Tat die Oekonux-Diskussion als das Thema
verfehlend vorkommen.

Es existieren ja glücklicherweise Organisationen wie z.B. die FSFE, die
sich der sicher nicht immer lustige Aufgabe angenommen haben,
Lobby-Arbeit und ähnliche, innerhalb des bestehenden Systems richtige
und notwendige Tätigkeiten zu machen. [...]

> [Zus.fas.: FSFE im System, Oekonux "Systemdesigner"]

Genau diese Ansicht teile ich nicht. Allein durch die Tatsache, dass die FSFE und Assoziierte Arbeit für Freie Software machen, *verändert* bereits das System. Ein Gesellschaftsentwurf kann beliebig lang diskutiert werden, ohne umgesetzt zu werden oder überhaupt praktikabel zu sein.

"Erst formen wir unsere Werkzeuge und daraufhin formen sie uns." Allein durch die Tatsache, dass es Freie Software gibt, wird die Gesellschaft verändert. Die gedankliche Veränderung bei den Menschen tritt nicht durch Theorien, sondern durch Tatsachen ein. Ist Marshal McLuhan ("Understanding Media") auch schon auf der Literaturliste? Der hat genau in diese Richtung gezeigt, und zwar sehr überzeugend.

Wo ist die Literaturliste im Web? Ich würde wetten, da ist noch viel Interessantes drauf.


Das ist eine Beobachtung, die natürlich innerhalb der Oekonux-Diskussion
auch schon mehrfach aufgetaucht ist. Wie wäre es, wenn Du Dich einfach
auf liste oekonux.de anmelden würdest? ;-)


S.o.: Ich entwickle lieber und mache aktiv Arbeit. Ich denke, das bringt mehr.


Verstehe ich Dich richtig, dass es Dir stark um eine Art Methoden-Kritik
geht und dass Du bei Oekonux die "falsche" verwendet siehst?


Die Dialektik ist zweitausend und nochwas Jahre alt und dringend reparaturbedürftig. Ich finde es absurd, dass reine Logik ohne Berücksichtigung von zwingenden Umständen (physikalische Gesetze, psychologische Gesetzmäßigkeiten, soziologische Phänomene ...) zu irgend etwas führen soll. Ich kann keine Realitätsmodelle bilden, indem ich den Realitätsbezug aussen vor lasse.

Vielleicht bin ich auch zu stark von den Büchern geprägt, die ich gelesen habe :-) Meine ganz private Brille *g*


Hier bin ich doch etwas erstaunt, wie Du auf die "wissenschaftliche
Zielsetzung" von Oekonux kommst. Habe ich da etwas überlesen?


Ist Oekonux also politisch, wissenschaftlich oder einfach nur eine Bauchladen-Mailingliste? Bitte Definition. Meine Auffassung war, dass es sich um etwas quasi-wissenschaftliches handelt.


Die Trennung von Wissenschaft und Staat und von Ideen und Interessen
sind die Grundfeste der Wissenschaft gewesen.

"Gewesen" ist gut :-)


Du hast ein Gespür für Spitzfindigkeiten. Ich dachte beim Schreiben z.B. an das Hochschul-Patentgesetz *hüstel*

Eine völlig interessenlose Wissenschaft, die auch nicht die
eigenen Vorbedingungen, sowohl fachlich als auch historisch, politisch
und gesellschaftlich, reflektiert, ist doch eher eine
Schreckensvorstellung. Die aktuell durch die öffentliche Diskussion
geisternden Biowissenschaftler sollen ja wohl so etwas wie das Idealbild
eines solchen interessenlosen, nur vom Ziel des Erkenntnisgewinn
geleiteten Wissenschaftlers abgeben. Naja ...


Stimmt schon, es gibt ethische Grenzen, die folglich auch kulturell abhängig sind. Die Naturwissenschaften sind aber Gott sei Dank nur bei ein paar prekären Grenzfällen nicht von ethischen Fragen entbunden. Die Geisteswissenschaften (im universitären Zusammenhang) haben m.e. *immer* die Aufgabe, das aktuelle System zu begründen und zu stützen. Beispiel: BWL.


Ich kann Dir versichern, dass so etwas weder beabsichtigt noch der Fall
ist. Übrigens ist auch die Rede von "führenden Kräften" für mich etwas
irrietierend. Zumindest meine Vorstellung von einer freien und offenen
Diskussion, und als solche verstehe ich Oekonx, wäre es, dass eben keine
"führenden" oder sonstwie wichtigeren Menschen und Postionen etabliert
werden können.


Ich rede von den Leuten, die Vorträge über Ökonux halten.


<altelaier mode="on"> Die PISA-Studie</altelaier> hat uns nicht
gezeigt, dass die deutschen Schüler nix gelernt haben. Sie haben
einfach das falsche gelernt, z.B. konstruktives, kreatives und aktives
Denken.

Das klingt interessant: Warum sind diese drei Arten des Denkens "das
falsche"? Abgesehen davon, dass es neben diesen sicher noch andere Arten
des Denkens gibt, die zu berücksichtigen wären, interessiert mich, was
denn dann "das richtige" wäre.


Uups, Kommando zurück. Vertippt noch mal. Ich meine selbstverständlich, dass konstruktives, kreatives und aktives Denken *richtig* sind. Gibt es dazu Gegenstimmen?


Kritisches Denken ist keine Qualität, sondern eine schlechte
Eigenschaft, weil man lieber eine neue Idee zerreißt als selber eine
zu entwickeln.

Das nenne ich einmal eine steile These :-) Gegethese: ohne Kritik der
vorhandenen Ideen und der Auseinandersetzung mit diesen und ihrere
Bewertung ist es unmöglich, eigene zu entwicklen.


Ja, aber das gegenwärtige Diskussionssystem (allgemein gesellschaftlich, siehe Politik, Wirtschaft, ...) sieht so aus:
1. Lass den anderen ausreden
2. Nehme die 10% seiner Ideen, die schlecht/falsch sind
3. "Beweise" anhand dieser 10% Prozent, dass der andere ein Idiot ist
4. Sage nun allen, dass die anderen 90% Schwachsinn sein müssen, *weil*
   der andere ein Idiot ist (was ja in 3. bewiesen wurde)

Welchen Erkenntnisgewinn bringt das? Wie wäre es, die 10%, die Probleme bereiten, einfach aufzuzeigen und prinzipiell konstruktive Verbesserungsvorschläge zu machen?

Lasst euch nicht damit in die "Falle der unendlichen Diskussion" jagen.


Diese Ansicht teile ich nicht. Es gibt keine objektive, brillenlos
gewonnene Wahrheit. Wer das behauptet, trägt eine tiefrosa gefärbte
Brille.


Das heißt, ich trage eine Brille, die mir sagt, dass es eine Möglichkeit gibt, keine Brille tragen zu können :-) Ich steig aus, mir wird's jetzt zu rekursiv [1], obwohl das Thema interessant ist und ich noch tagelang drüber diskutieren könnte :-)


Ciao,

  Christian

[1] Mein Gehirn wird fraktal! Aaahhh! *g*

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
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