Re: [ox] OpferNutz statt TäterFetz!
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Fri, 24 Aug 2001 21:46:05 +0200
Hi Christine!
Today Mandolina Fliegenklatsch wrote:
Ich möchte mich über einen Satz, den ich
falsch finde, in euren klugen Diskurs
einmischen und grüße alle Teilis!
Es sei hoffentlich das noch erquickliche in
eurem täglichen Lesepensum.
: "Was Gewalt ist, kann nur das (potentielle)
Opfer definieren."
Man kennt das tatsächlich. In Berlin geht es
seit 2 Jahren wieder mal um Sexismus anhand
eines "Falles". Was das ExPärchen da genau
gemacht hat, ist in den weiteren Kreisen, die
das zog, unklar.
Oh ja, so einen "Fall" kenne ich auch. Der hat damals über drei Ecken
- über die ich den "Fall" kenne - erheblich zur Auflösung eines sehr
hoffnungsvollen, deutlich anarchistischen
Selbstverwaltungs-"Groß"projektes geführt :-( . Und auch hier in
Kaiserslautern hat er zum Bruch einer eigentlich spannenden Verbindung
("m")einer Libertären Gruppe mit den hiesigen Autonomen geführt :-( .
Wie sich die Bilder gleichen...
Superübel so was :-( .
Jedenfalls ziehen die
DefinitionsmachtVerfechterInnen ganz gern als
Mob umher, schreiben auf Wände: "Florian, wir
kriegen dich", trillerpfeifen Diskussionen
aus, wo andere sich auf sie einliessen,
fordern lebenslänglichen Ausschluss des
Schurken aus allen linken Zusammenhängen,
boykottieren die Befassung mit denen, die das
nicht so finden, in wirklich allem, was die
so machen, und prügeln -ernsthaft!- auch
gerne mal - irgendwen.
Um das aber nochmal auf den obigen Satz zu beziehen: Das haut ja
dennoch hin. Dann ist Florian eben auch ein Opfer von Gewalt - und
alle, die sich nicht umstandslos mit auf die Anklagebank begeben -
oder soll mensch sagen in den Stand der (un)heiligen Inquisition...
Ich würde mich jedenfalls strikt gegen irgendwelche starren
Täter-/Opfer-Zuschreibungen wenden. Gewalt kann unglaublich viele
Formen haben und welche Form von Gewalt von einer konkreten Person je
konkret eingesetzt wird hängt total vom Erfahrungshintergrund ab. Ich
finde eine Sichtweise, in der Frauen vorwiegend als Opfer vorkommen
zumindest ausgesprochen reduziert und tendenziell sexistisch. Aber
jetzt rutscht's wirklich langsam ins off-topic.
Ganz zufällig hätte ein Übeltäter, selbst ein
tatsächlicher, von der gerechten Rache des
Staates, die schon nicht fortschrittlich ist,
geringeres und fast vollständig ableidbares
zu fürchten, und hätten die eigenen Eltern
eine weit angstfreiere, unprüdere &
großzügigere Sexualität leben können, als es
sich diese so rechten Linken selber zumuten.
Wie wahr, wie wahr...
META: Zumal das mit dem "Definieren",wenn man
das wirklich tut, und nicht nur so nennt,
allgemein schon bedeutet, einen Begriff
leicht brutal auf möglichst präzise
Stichpunkte zu bringen, alles Überstehende:
das Nichtidentische, abzuschneiden, und sich
über das Gefühl, daß es dann doch nicht so
genau eigentlich passt, wie es bemüht war,
mit der eigenen Spracheleganz und der
Kompliziertheit der Welt zu beruhigen.
Das sehe ich aber auf dieser Liste nicht so. Klar, es gibt hier oft
Fragen zu Definitionen von Begriffen, aber ich finde es eigentlich
gut, daß diese Fragen nicht mit einem Satz oder zwei oder drei
irgendwann als beantwortet gelten. Der Diskurs ist unsere Stärke und
die multidimensionale, teilweise widersprüchliche und i.d.R.
mehrdeutige "Definition", die noch dazu zu gegebenem Zeitpunkt wieder
aufgegriffen und fortentwickelt wird, das finde ich wirklich stark -
auch wenn es niemensch "getrost Schwarz auf Weiß nach Hause tragen
kann". In der Tat scheint es mir, als ob das Beenden wollen, das in
"Definition" drin steckt, eher den Tod des Begriffs als es ihm etwas
Gutes tut.
Mit Freien Grüßen
Stefan
PS: Look and see:
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Unread: 19 [ox]
Wow, so nahe am aktuellen Geschehen war ich ja schon ewig nicht mehr
:-) ! Und diese 19 sind praktisch alle höchstens zwei Tage alt...
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