Re: Re(2): Re(2): Re(2): [ox] Tausch
- From: Paul Imbusch <Paul.Imbusch gmx.net>
- Date: Sat, 19 May 2001 11:53:25 +0200 (CEST)
Hallo Casimir & Alle!
Ich kann den Aufwand erfassen welcher noetig ist um
zB ein Elektronenmikroskop herzustellen,
Da liegt ja schon der Hase im Pfeffer: entweder willst Du
die Zeit _erfassen_ oder Du willst sie _kalkulieren_ (bzw.
vom jeweiligen Kollektiv kalkulieren lassen).
Das Kollektiv hält (stellt) die Zeiten fest, welche
zur Herstellung des Produktes aufgewand wurden.
Dies hat nichts mit Preiskalkulation zu tun.
Wenn Du die Zeit, die Dir als Tausch-Maßstab dienen sollte
nicht konkret für jedes getauschte Objekt _erfaßt_, sondern
_kalkulierst, dann hast Du ja schon wieder alle über einen
Kamm geschoren. Ob Du den Kamm nun Geld nennst oder nicht.
Wenn Du die konkrete Lebenszeit eines jeden einzelnen
individuellen Menschen als gerechte Basis des Tausches
ansiehst, dann kannst Du diese konkrete Lebenszeit nicht
nach irgendwelchen Regeln aus-, um- oder einberechnen.
Es sei denn Du stützt Dich doch auf einen Einheitsmenschen
mit einheitlicher Arbeitsproduktivität und so.
Wenn Du das Verhältnis von Arbeit und Leistung ansprichst,
halte ich es für die Angelegenheit des Kollektivs ob es
nach Leistung honoriert oder alle über einen Kamm schert.
An der Gesamtzeit welche für ein Produkt eigesetzt wurde
ändert sich nichts.
Alle Deine Antworten / Lösungsvorschläge kranken m.E. daran,
daß sie eben den Boden der nivellierenden Maßeinheit nicht
verlassen.
Ich will nicht nivellieren, sondern verteilen mit Mass.
Wenn Du keinen Verteilmethode vorschlägst, nehme ich an,
dass Du ohne Mass verteilen willst: Wenn mir ein Kühlschrank
nicht mehr gefällt bring ich ihn zurück, nimm einen neuen.
Wenn ich einen Baum brauche, geh ich in den Wald;-) oder?
Deswegen sehe ich Deine "Alternative" nicht wirklich
als solche an (vielleicht ging es ja Marx ebenso, jedenfalls
würde ich ihm erstmal nicht unterstellen, er hätte nicht gesucht,
sondern lieber fragen, warum er Deinen Fund nicht gesucht oder
nicht gefunden haben könnte)
Is nich von mir, mein Mist wächst nur auf dem anderer zb:
www.transaction.net, lets.net, ...
Und unter den nivellierenden
Maßeinheiten hat sich nun mal Geld als die universellste Einheit
durchgesetzt.
Wahrscheinlich weil es vor der Entdeckung der Arbeitszeit
erfunden wurde?
Früher oder später endet das bei einer ZPK (zentralen
Plankommission), aber auch die hat schon sehr richtig
erkannt, daß sie nicht in der Lage ist, die Preisbildung
des Marktes auch nur annähernd funktionstüchtig nachzuahmen
(unter Einschluß einiger Korrektive im Sinne der
Gerechtigkeit).
Ich wüsste nicht, was zentral geplant werden müsste.
Dabei fußte das dortige Geld nun wirklich
nicht auf blinden Marktmechanismen und kommt also Deinen
Vorstellung tendenziell nahe.
Der Fehler war, ist das Geld, ist diese Abstraktion vom
Menschen. Es ist ein wesentlicher Unterschied ob ich mit
dem Original oder einer Kopie wirtschafte. Dies ist direkt
erfahrbar wenn Du im einen Tauschring mit Zeit und im
aderen mit Währung tauschst. Der Fetisch is futsch beim ersten.
Warum sollte mir dann Dein geldloses System besser gefallen
als die kapitalistische Marktwirtschaft mit Geld???
Weil, wenn Du Dich damit beschaeftigt hast, Dir vielleicht
die Freiheit an der Gestaltung von Gesellschaft gefaellt.
Aber ich möchte mir doch keine Modell-Gesellschaft basteln
und in den Schrank stellen, so wie mein Kollege sein Schiff!
Und deshalb muß ich schon alle Einzelheiten des Entwurfs
hinterfragen und gewisse Ähnlichkeiten mit schiffbruchgefährdeten
(oder sonstwie nicht erstrebenswerten) Gesellschaften rechtzeitig
bemängeln dürfen, oder?
Diese kleinen Gesellschaften sind Modelle die schwimmen und
manchmal auch absaufen oder dahintreiben. Modellschiffe
sind keine realen Ozeanriesen, ermöglichen im Strömungskanal
wahrscheinlich mehr Aussagen als auf dem Reissbrett oder
in der Simulation.
Wenn mir Dein Vorschlag kritikwürdig erscheint, heißt das doch
noch nicht, daß ich den status quo für das non plus ultra halte!
Wir suchen ja alle hier in diesem Kollektiv, auch wenn
Verbesserungsvorschläge nicht honoriert werden.
Bis später
Paul
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