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Re: Klassenkampf (was: Re: [ox] post-conference mail)



Tag zusammen!

Hi Olaf, Flo, alle!


Das finde ich auch einen wichtigen Gedanken und eine der neuen Sachen
an Oekonux: Wir haben - wie manche meinen: keimförmig in der Freien
Software - eine neue Form, *für* die wir uns einsetzen wollen. Und das
finde ich tausendmal besser als das ewige Anti. Aus der Kritik des
Alten wächst eben erstmal nix. Oder kann mir jemensch eindeutig
beantworten was Nicht-Blau ist?

Nicht blau ;-)

Nicht notwendig, da hast du schon recht. Aber Menschen die diese Kritik
teilen, werden
sich doch wahrscheinlich anders den Verhältnissen stellen, als solche, die
diese Kritik nicht teilen.
Und dass Menschen erst mal in Inaktivität verfallen, weil sie eine Kritk an
etwas haben, ist auch
nicht so wahrscheinlich. Sie werden eher ihre Dinge, die sie vorher gerne
taten weiter betreiben.

Ich weiß, dass das alles nur Wahrscheinlichkeiten sind und es auf die Art
der Kritik ankommt etc.
Aber die Gegensätzlichkeit sehe ich noch nicht recht.

Umgekehrt ist die GPL-software allein ja auch nicht bewusstseinsbildend,
bzw. es ist keine Richtung
vorherbestimmt.

Weiterhin bewegen sich Klassenkämpfe strukturell im Alten: Die eine
Klasse kämpft gegen die andere. Einigen hier geht es jedoch darum, die
alten Verhältnisse - und damit auch evt. Restbestände von Klassen -
ganz und gar aufzuheben und Klassen ganz obsolet zu machen. Das kann
irgendwie nicht mit Klassenkämpfen gehen, die sich in der
aufzuhebenden Sphäre bewegen.

Das kannst du ja machen, denke aber es bringt relativ wenig. Das ist
dann gut für dich, heißt aber nicht, dass es sich durchsetzt. Zum
einen generell, wenn die meisten Menschen keine Kritik an dieser Art
Gesellschaft, bzw. nicht aus der gleichen Richtung (hier gibt es ja
auch einige auf der Liste, die das krisenhafte des Kapitalismus
sehen und alles nötige zu seiner Erhaltung tun wollen).
Deswegen ist es zumindest nach meiner Einschätzung erst mal
arbeitsökonomisch schlauer, sich mehr mit der Kritik
der Verhältnisse und ihrer Verbreitung zu beschäftigen.

Festzuhalten bleibt: Das tun seit über 100 Jahren reichlich viele
Leute - mit dem sichtbaren Erfolg, daß wir uns da immer noch den Kopf
zerbrechen müssen :-( . Der idealistische Ansatz über Aufklärung und
moralische Empörung scheint irgendwie nicht zu funktionieren. Die
Freie Software funktioniert dagegen auch ohne diesen idealistischen
Ansatz - einfach weil's besser ist. Daher finde ich das
vielversprechender.

Naja, das Ding ist, dass die Menschen der letzten 100 Jahre immer darübr
nachdachten,
andere Ausgangsbedingungen hatten. Sobald sie aber praktisch _und_  als
gefährlich für
die jeweilige Herrschaft erschienen, wurden sie einfach platt gemacht.
Der NS ist da ja nicht das letzte Beispiel für eine
"Staatsfeindeschleifung".

Ich bin kein Idealist, denke allerdings, dass es schon schlau ist, die
Kritik, die hier einige teilen,
voranzubringen, damit die nächsten Umwälzungen (und damit es welche gibt)
nicht ganz stark
nach hinten los gehen. Ich habe auch gar nichts dagegen, freie Software zu
entwickeln und
darüber auch einige Gesetze des Marktes außer Kraft zu setzen.
Aber damit ist noch nicht das Kapital usw. überwunden (nur noch mal zur
Verdeutlichung).
GPL-software kann nur ein potentieller Einstieg sein. Oder einfach
integriert werden (wurd
hier ja schon alles diskutiert). Oder bei dementsprechender
Standpunktänderung des Staates (ist
z. Zt. nicht wahrscheinlich) verboten. Dazu gibt es auch eine Reihe
unschöner historischer Beispiele.

Umgekehrt könnte ich grad dir ein bisschen Idealismus vorwerfen, wenn du
nicht berücksichtigst, dass
diese Art zu regieren und zu wirtschaften fester denn je im Sattel sitzt.
Aber ich werde dich jetzt nicht davon abhalten wollen, etwas dagegen zu tun
;--))

Olaf





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Organisation: projekt oekonux.de


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