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[ox] Eindruecke vom 17C3



Hi Listige,

zu guter letzt in diesem Jahrtausend ein paar Eindruecke vom 17.
Chaos Communication Congress (17C3).

Fuer drei Tage mietete der CCC das nicht gerade kleine "Haus am
Köllnischen Park", wo frueher fleissig ML studiert wurde - und heute
eben der "hackvalue" neuer unter alter Technologien. Die
Technikvortraege - soweit ich sie mitbekommen habe - waren durchweg
auf einem ziemlich hohen Niveau und sehr gut besucht. Technik wurde
dort mit einer grossen Dosis (maennlicher) Coolness zelebriert, die
Moeglichkeiten erforscht. Ganz praktisch taten dies auch ca. 200
Hacker im Hackcenter, wobei mir so beim Durchlaufen nicht wirklich
klar wurde, was man im Hackcenter eigentlich tut, was man sonst
nicht tun kann. OK, eine 34 MBit ins Web hat man nicht alle Tage -
aber sonst? Die Kunstprojekte waren noch am "sinnfaelligsten".
Vielleicht ist es einfach nur das "zusammen tun" das Entscheidende,
sicher mit viel coolem Austausch der letzten coolen Hacks.

Richtig praktisch und eher auch was fuer Einsteiger/innen(!) waren
die Angebote im Haecksen-Raum, der wohl in seiner Existenz im CCC
umstritten ist. Auch sehr praktisch waren die "Freunde der
Schliesstechnik" mit Meisterschaft und der Moeglichkeit, selbst mal
Schlossoeffnen zu probieren (an echter "Hardware"!). Schade, hatte
ich keine Zeit dafuer. Auch "Art and Beauty" ist mir entgangen, also
alle Kulturevents. Am naechten Tag lagen in den Gangauslaeufern die
Ueberlebenden dieser Veranstaltungen eingerollt im Schlafsack.

Wirklich klasse war die Technik-Organisation: Laptop mitgebracht,
Funkmodem abgeholt - und schon war Internet everywhere. leider hatte
ich keins dabei - ist in Reparatur. Wer im Hackcenter keinen Platz
mehr bekam, hatte auch so seinen Spass. So habe ich
ueberfluessigerweise Plakate gemalt: Beim
OpenTheory/Enzyklopaedie-Vortrag von Torsten und mir sagte ich nur
einmal "Schade, dass ich das jetzt nicht online zeigen kann" - und
schon kam ein netter Mensch aus dem Publikum, stellte seinen Laptop
auf den Tisch, Beamer-Kabel rein, und alle konnten es sehen.

Alle Veranstaltungen wurden per Video in die Gaenge uebertragen und
waren wohl auch online im Web (Audio und Video). Nur im Archiv steht
noch immer nix. Also richtig viel Technikaufwand, der Spass machte -
und sicher teuer war. So musste Eintritt genommen werden und nicht
zu knapp: 60 DM für drei Tage. 2300 kamen dennoch, und ich kann auch
gut nachvolliehen, dass man einfach "da gewesen sein muss". Duenn
waren die im weitesten Sinne politischen Messages. Es gab wohl eine
Diskussion mit einem Musikkonzern-Lobbisten, der mit seiner
Erklaerung, warum eine globale Filtersoftware bei den Providern
gegen MP3s eine notwendige Massnahme zur Rettung der Musiker sei,
auf ziemlich verlorenem Posten stand. Alles was nach Filtern und
Zensur riecht ist mega-igitt - und ausserdem eh nicht machbar, wie
profezeit wurde.

Nun noch kurz zu den zwei Vortraegen, an denen ich beteiligt war:
"Von Freier Software zu Freier Gesellschaft" war sehr gut besucht,
der Raum war voll, aber ich kann schwer die Zahl schaetzen (200?).
Einzelne gingen raus, nachdem klar wurde, dass das mit
"Gesellschaft" doch sehr ernst gemeint war - der grosse Rest
reagierte super positiv (noch staerker als beim Linuxtag). Die
Diskussion war spannend, aber natuerlich viel zu kurz. Mehrere Leute
kamen dann zu mir und bedankten sich explizit bei mir, dass ich
ausgesprochen habe, was ihnen nur so im Kopf vorschwebe oder was sie
sich nicht trauten auszusprechen. Puh, das war heftig!

Den Enzyklopaedie-Vortrag, der vielleicht einen halb vollen Raum
hatte, bestritt wesentlich Torsten. Ab und zu zeigte ich ein
bisschen was von OpenTheory. Hier waren sehr informierte Menschen
dabei, die teilweise an aehnlichen Projekten arbeiteten. Ein kleine
Gruppe (mit einigen Oekonuxis dabei) diskutierte noch weiter ueber
die Sinnhaftigkeit von solchen strukturierten Projekten vs. anderer
Ansaetze wie Wiki. Dazu wurde ein Diskussionsprojekt fuer OpenTheory
vereinbart. Nebenbei hatten Torsten und ich noch eine Gespraech mit
Thomax, dem Entwickler des Open Meta Archive (OMA). Die
verschiedenen Ansaetze von Content-Projekten entstehen zur Zeit sehr
zahlreich.

Also, genug gequatscht, wer noch mehr will, kann bei Heise.de oder
Telepolis.de reingucken.

Ein prima neues Jahr wuensche ich allen,
ciao,
Stefan

-- 
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