[ox] [Fwd: Terminankündigung]
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 25 Sep 2000 23:06:27 +0200
Könnte auch hier wen interessieren, und vielleicht ist da jmd. in der Nähe?
Unsere Debatten hier spielen da auch eine Rolle... (s.u.)
Ciao,
Stefan
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Am Samstag, dem 30. 9. 2000, findet auf der "Dörrwies I" in 54497
Morbach-Merscheid, Dörrwiese 4, im wildromatischen Dhrontal im Hunsrück von
17-19 Uhr eine Veranstaltung unter dem Titel "Kapitalismus ohne Alternativen?
Konkrete Utopien - endgültig passé?" statt. Anbei die dazugehörige
Ankündigung.
Kurt-Werner Pörtner
Kapitalismus ohne Alternativen?
Es ist schon seltsam: überall in den Gazetten werden die ach so segensreichen
Wirkungen von "freiem Welthandel" und "freiem Kapitalverkehr" abgefeiert,
gleichzeitig ist - wie in der jüngsten Ausgabe des "Spiegel" (Nr. 39/2000) -
nur noch von Krisen, Kriegen und Katastrophen die Rede. "Das Elend in
Westafrika ist ein Fanal für die weit gehende Auflösung der Völkerfamilie...
Staaten und Städte im Zerfall - in vielen Ländern der Dritten Welt zerbricht
die staatliche Ordnung zur Anarchie. Lokale Waffenhelden übernehmen die
Macht." (DER SPIEGEL Nr. 39/2000, S. 168).
Während es also überall im kapitalistischen Gebälk knirscht, splittert und
kracht, sitzen die Vertreter der herrschenden ökonomischen Lehre in ihren
wissenschaftlichen Schrebergärten und hätscheln ihre "makroökonomischen"
Gartenzwerge. Die Realitätsblindheit dieser scheinbar von allen guten
Geistern verlassenen Gurus der "freien Marktwirtschaft" nimmt dabei teilweise
schon groteske Züge an.
Während uns also die Gurus des Neoliberalismus die etwas seltsame Lehre
schmackhaft machen wollen, wonach, wenn es allen schlechter geht, es allen
irgendwann besser geht, lassen sich andere, die noch nicht endgültig ihren
Verstand auf dem Altar der Profitmaximierung geopfert haben, nicht mehr
länger durch Propaganda und ideologische Blöffs einschüchtern. Sie fragen
danach, ob der Kapitalismus in seiner heutigen, "globalisierten" Variante
wirklich so alternativlos ist, wie uns die Mandarine der Macht Glauben machen
wollen.
Gerade an der "vordersten Front" der kapitalistischen Produktion -
Stichworte: Informationstechnologien, Internet und Hightech im weitesten Sinn
- zeichnen sich überraschende Entwicklungen ab, die ein "anderes
Wirtschaften" wieder möglich erscheinen lassen. Der Rest ist eine Machtfrage.
Die Software- und Informationstechnologien ermöglichen es, Produkte immer
billiger herzustellen, so dass es den privatwirtschaftlich organisierten
Firmen und Konzernen immer schwerer fällt, daraus überhaupt noch Profit zu
schlagen. Wenn Software und Softwareprodukte nahezu beliebig kopierbar und
reproduzierbar werden, wird damit eine Grundsäule kapitalistischen
Wirtschaftens grundlegend ins Wanken gebracht - denn Profite lassen sich nur
mit Gütern erzielen, die auf dem Prinzip der Knappheit beruhen. Aber etwas,
das nahezu beliebig verfügbar ist, ist eben nicht mehr knapp, und damit haben
die kapitalistischen Firmen und die Gralshüter der reinen neoliberalen
Le(e)(h)re zunehmend ihre Schwierigkeiten.
Wir wollen in der Samstagsrunde über genau dies reden: was sind diese neue
Entwicklungen in den Bereichen dieser "Spitzentechnologien", und worauf
beruhen sie? Führt sich das kapitalistische System damit selber ad absurdum?
Heißen die neuen Totengräber des Kapitalismus nicht mehr Lenin, Ché und Mao,
sondern Chip, Bit und Byte? Und lassen sich darauf neue Prinzipien einer
neuartigen "selbstgeplanten Wirtschaft" aufbauen, wie sie etwa von den
Vertretern "freier Software" (Linux), die nicht privatwirtschaftlicher
Verfügung unterliegt, gefordert werden?
Was könnte man sich unter diesen neuen Leitlinien eines "anderen
Wirtschaftens" vorstellen, und wie realistisch sind diese Annahmen? Alles nur
Spinnereien? Oder haben sie doch eine reale (technologische wie
gesellschaftspolitische) Basis?
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http://www.oekonux.de/