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[ox] Prognosen fuer e-Commerce



Hi!

In der c't stand mal wieder etwas zu den Prognosen zu e-Commerce. Aus
dem Web gefischt unter

	http://www.ix.de/ct/00/10/054/


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan

PS: Netterweise stellt die c't oft genau die Artikelchen ins Web, die
ich für Oekonux interessant finde :-) .

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c't 10/2000, S. 54: E-Commerce



Maria Benning

Virtuelle Profite
Vorhersagen wolkig, Bilanzen teils heiter

Marktforscher geben düstere Prognosen für den Internethandel ab,
doch nicht alle Quartalsbilanzen bestätigen die Kassandra-Rufe.

Immer mehr Studien sprechen vom Ende der E-Commerce-Euphorie. Der
Titel einer Untersuchung der Marktforschungsfirma Forrester
Research lautet: `Der Untergang der Dot-Com-Detaillisten'. Darin
heißt es, die Mehrzahl der Internetfirmen werde niemals schwarze
Zahlen schreiben, und die meisten E-Commerce-Unternehmen würden
aufgrund von wackeligen Finanzierungskonzepten, steigender
Konkurrenz und zunehmender Investorenflucht bis 2001 sogar vom
Markt verdrängt. Traditionelle `Backstein- und Mörtel-Geschäfte'
hingegen würden wieder mehr Gewinne machen. Die `Flitterwochen'
des Online-Handels seien zu Ende, kommentierte ein
Forrester-Sprecher.

Auch die Marktforschungen von Pegasus Research International
ergaben, dass sich rund ein Viertel der Internetunternehmen nicht
am Markt behaupten werde. Im Frühjahrsgutachten der
Marktforschungsfirma Gartner Group hieß es sogar, 95 bis 98
Prozent aller reinen Internet-Firmen würden die nächsten beiden
Jahre nicht überleben.

Zwar wird allgemein erwartet, dass sich   [Amazon Umsatz/Verlust]
der Anteil der über das Internet
abgewickelten Verkäufe von derzeit 0,5 Prozent auf zehn bis 15
Prozent im Jahr 2010 erhöhen wird. Aber damit habe der E-Commerce
zum Endverbraucher noch keine Quantität, die dem traditionellen
Ladenbesitzer um die Ecke `die Schweißperlen auf die Stirn
treibt', wie es ein Sprecher vom Hauptverband des Deutschen
Einzelhandels ausdrückte.

Die Quartalsbilanzen von E-Commerce-Vorreitern wie Amazon.com
könnten die traditionellen Händler noch mehr beruhigen. Amazon,
die Vorzeigefirma des E-Handels, ist zugleich ein König der roten
Zahlen. Kam das Unternehmen im ersten Quartal 1999 mit einem
Verlust von 61,7 Millionen US-Dollar aus, so verbuchte es im
ersten Quartal 2000 sogar 308,4 Millionen US-Dollar für Rot.
Abzüglich der Sonderaufwendungen, vor allem für Akquisitionen
anderer Online-Shops, beträgt der derzeitige Verlust immer noch
122 Millionen US-Dollar gegenüber 36 Millionen im
Vorjahresquartal.

Einerseits sind die Verluste von Amazon alles in allem um über
200 Prozent gestiegen. Andererseits steigt jedoch auch der Umsatz
des Web-Buchhändlers kontinuierlich an - im letzten Quartal um 95
Prozent auf 574 Millionen US-Dollar. Ebenso wächst die Anzahl der
Kunden, die bei Amazon einkauften. In den ersten drei Monaten
dieses Jahres konnten weltweit 3,1 Millionen Kunden dazugewonnen
werden; insgesamt sind derzeit rund 20 Millionen Kunden
registriert. Die Börse reagierte in den letzten Monaten etwas
nervös auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens: Der
Aktienkurs fiel auf gut die Hälfte seines Höchststands vom
Dezember 1999.

Ist Dot.Com out ?

Trotz der ungebrochenen Rote-Zahlen-Tradition vertritt
Amazon-Chef Jeff Bezos unverdrossen weiter die Ansicht, ein
Online-Shop müsse massiv investieren, um zu einem umfassenden
Internet-Warenhaus zu werden. Bezos ließ verlauten, zumindest in
den USA werde das Buch-, Musik- und Videogeschäft im laufenden
Jahr wohl erstmals Gewinne abwerfen. Börsianer beobachten
inzwischen sehr genau, ob solche Wünsche in Erfüllung gehen.
Amazons Gemischtwarenhandlungs-Konzept jedenfalls ist
mittlerweile bereits umstritten: Immer mehr Marktforscher gehen
davon aus, dass Internet-Händler besser daran tun, sich auf
bestimmte Warensortimente zu konzentrieren statt alles
anzubieten.

Die Quartalsbilanz des Internet-Auktionshauses eBay hingegen
widerspricht den negativen Prognosen für den elektronischen
Handel. Anders als Amazon erwirtschafteten die Web-Auktionatoren
aus Kalifornien in den ersten drei Monaten des Jahres 2000 einen
Gewinn von 6,3 Millionen Dollar, der Umsatz betrug 85,8 Millionen
Dollar. Das entspricht einer Steigerung um 100 Prozent gegenüber
42,8 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das
Handelsvolumen im ersten Quartal betrug 1,15 Milliarden Dollar,
ein Rekord für das Unternehmen. Ebenso wie Amazon setzt auch eBay
zunehmend auf das Gemischtwarenladenkonzept. Jetzt kündigte das
Versteigerungsunternehmen ein Joint Venture mit dem
amerikanischen Gebrauchtwagenhändler Autotrader.com an.

Die Hamburger Versteigerungsfirma Ricardo.de schreibt rote
Zahlen: Der Verlust des Unternehmens betrug im vergangenen
Quartal (1999/00) 4,6 Millionen Mark. Auch hier konnte jedoch der
Umsatz gegenüber dem 2. Quartal 1999 um 69 Prozent auf 15,4
Millionen Mark gesteigert werden. Erstmalig trugen Werbeeinnahmen
in nennenswertem Umfang zum Umsatzergebnis bei, ließ das
Web-Auktionshaus verlauten. Das Konzernergebnis pro Aktie gab
Ricardo dennoch lieber in Euro an, es betrug im 3. Quartal minus
0,94 Euro. Europaweit zählte Ricardo Ende März 670 000
registrierte Mitglieder; eBay-Europa verzeichnete im ersten
Quartal dieses Jahres 966 100 Mitglieder, davon kamen 683 715 aus
Deutschland.

Fast scheints, als sei die Goldgräberstimmung im E-Commerce
vorbei. Ob mit ihr auch die Zeiten, in denen täglich neue
Dot-Com-Unternehmen auf den Markt drängen, ist derzeit noch nicht
klar. Immerhin ist die E-Branche an rote Zahlen gewöhnt, Amazons
Verluste fielen sogar noch etwas geringer aus, als an der Wall
Street erwartet worden war. Angesichts von Umsatzsteigerungen und
Zunahme der Kundenzahl geben viele Internet-Firmen trotz
teilweise schlechter Bilanzen weiterhin Anlass zu berechtigten
Hoffnungen auf ein irgendwann profitables Geschäft. BroadVision
jedenfalls, ein Hersteller von E-Business-Anwendungen,
verzeichnete im ersten Quartal 2000 eine Gewinnsteigerung von 24
Prozent auf 10 Millionen US-Dollar. (mbb)


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