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Re: [ox] Fwd: [Detlef Borchers] [WOS] Raymonds Reichtum



Hi Sabine und alle!

Danke für deine Frage, Sabine, und für eure Antworten. Ich hatte
dieses Thema bisher eigentlich auch mit ähnlichen Hinweisen wie Stefan
Mz. beantwortet, aber bei näherem Nachdenken kommen mir doch Zweifel.
Mal sehen, ob ich's gebacken kriege.

Ich würde Stefan auf jeden Fall zustimmen - das ist nicht der Punkt.
Ich denke, daß die Idee von Gnu/Linux auf jeden Fall etwas Neues ist,
das aktuell und kräftig über den Kapitalismus hinausweist - unter den
auf dieser Liste schon gefundenen Vorbehalten. Aber das ist heute
nicht mein Punkt.

4 days ago Sabine Nuss wrote:
Wir wären dann bei einer neuen *kapitalistischen* Produktionsform
angelangt, die es sich in Form von vielfältigen Lizenzmodellen zu nutze
macht, dass die OSS die effizientere Entwicklung darstellt. Was nicht
erstaunlich ist, sage keiner, der Verwertungstrieb entfalte keine
Phantasien.

Genau.

Es wäre schließlich auch nicht die erste tendenziell über den
Kapitalismus hinausweisende Bewegung, die von selbigem vereinnahmt,
aufgesogen und neutralisiert wird.

Wir dürfen nicht vergessen, daß der Kapitalismus solche widerständigen
Bewegungen für seine permanente eigene Modernisierung geradezu
lebensnotwendig braucht. Ich denke, daß es kein Zufall ist, daß die
sog. realsozialistischen Staaten ihre innere radikale Opposition wohl
doch stärker unterdrückt haben als das z.B. hierzulande der Fall war
und ist. Die daraus erwachsenden Potentiale - natürlich entschärft und
transformiert - konnten sie dann auch nicht nutzen, was letztlich ihre
Modernisierung langsamer gemacht hat und pardauz...

Aber zurück zu Linux. Ich finde die Überlegung von Sabine wichtig:
"Ja, was denken den die ganzen EntwicklerInnen, die kein Geld kriegen
jetzt?". Was ich mitgekriegt habe, gibt es in der Community ja doch
ziemlich heftige Reaktionen auf die jüngsten Börsengänge. Vielleicht
sollten wir das nicht so einfach ignorieren.

Ich meine es gibt natürlich schon länger Debian, die da gegen den
Strom der kommerziellen - na ich sag' mal lieber: geldvermittelten -
Distributoren schwimmen. Aber solche Nischenpflänzchen haben sich auch
von den oben erwähnten Bewegungen erhalten. Das ist m.E. kein
ausreichender Indikator.

Ich kann mir schon vorstellen, daß die Aussicht darauf reich zu
werden, die Motivationslagen bei vielen verändert. Ich meine so ein
Goldrausch ist eben ein Goldrausch - und GoldgräberInnen gehören
bekanntlich nicht zu den rücksichtsvollsten Zeitgenossen :-( ... Und
ich bin nicht sicher, ob diese Goldgräber es nicht schaffen könnten,
den ganzen Laden zu untergraben.

Das würde natürlich an der Theorie alles nichts ändern, aber in der
Praxis wäre es aus meiner Sicht eine historische Niederlage einer
menschlicheren Gesellschaft, die sich als größte Katastrophe der
Menschheitsgeschichte herausstellen könnte :-( .

BTW: Wenn ich sehe, wie unzuverlässig KDE manchmal ist, wie oft ich da
schon Hänger gehabt habe - mit verschiedenen Versionen - wie mies und
borniert die Doku ist *und* dann noch sehe, wie stark KDE
kommerzialisiert ist, dann sehe ich doch sehr reale Beispiele für die
obigen Befürchtungen.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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