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[ox] Das Programmieren



Hallo.

Nachdem ich Eure Diskussion etwas mitverfolgt habt, will ich mal einen 
anderen Gedanken reinbringen, den ich hier noch nicht so gelesen habe.

Hat jemand schon mal darüber nachgedacht, daß die treibende Kraft, die 
solche Projekte wie Linux ermöglicht, aus der Tätigkeit des
Programmierens an sich kommen könnte?

Daß also das Programmieren als solches eine ganz eigene Motivation mit 
sich bringt, die anderen Tätigkeiten fremd ist?

Diese eigenartige Motivation, die hinter dem Programmieren steckt, ist
für mich durchaus etwas, was das ganze erst ermöglicht. Eine GNU
Lizenz und Internet alleine reichen nicht aus, um tausende Leute zu
einer neuen Produktionsform zu bewegen.

Programmieren ist eine Tätigkeit, die erst seit einigen Jahren in der
sich entwickelnden Informationsgesellschaft (sülz) anerkannt wird.
Zuvor konnte man damit gesellschaftlich keineswegs einen Blumentopf
gewinnen. Trotzdem war es genau jene Lust am Programmieren, mit der
der Grundstein (sülz) für die jetzige Bewegung gelegt wurde.

Eine GPL ist insofern wichtig, als daß sie es ermöglicht, daß diese
"natürliche" Motivation nicht uneingeschränkt kommerziell ausgebeutet
werden kann, womit die Diskussion nun doch wieder auf das
Wirtschaftssystem zurückkommt.

Ich will sagen: Der gesamte Boom mit Linux, OpenSource und so weiter
boomt nicht, weil es "frei" und "open" und eine neue Produktionsform
ist, sondern weil die Tätigkeit dahinter, nämlich das Programmieren,
eine relativ neuartige Tätigkeit ist, die ein anderes, neuartiges
Motivationspotential mit sich bringt.

Es dürfte z.B. schwierig sein, tausende Leute dazu zu bewegen, stupide
riesige Datenbanken mit Adressen und Telefonnummern zu füllen, selbst
wenn das Resultat eine GNU-lizensierte Telefon-CDROM wird, die jeder
selbst erweitern kann. Einfach, weil die Tätigkeit unbefriedigend
ist. (*)

Andererseits sind Programmierer vermutlich schon immer eher zu viel
als zu wenig arbeiten gegangen, selbst wenn sie kommerzielle Software
programmieren, eben weil die Tätigkeit "irgendwie anders" ist.


Na, was sagt ihr dazu?


GreetinX
Steffen


(*) Ich weiß, es gibt Gegenbeispiele, wie z.B. die Movie-Database, die
eigentlich ziemlich genau das ist. Dort liegt aber die auch sehr
starke Motivation der Film-Freaks zugrunde, denke ich.
Ausgangsmotivation dürfte die "Kult-Film-Gucken"-Subkultur sein,
die wiederum auch von vielen Programmierern (zumindest die ich so
kenne) gelebt wird.
Hm. Die Movie-Database ein Nebenprodukt der Softwareerstellung...
Wenn ich jetzt zu sehr abdrehe, könnt ihr das gerne sagen... :-)
-- 
Steffen Schwigon
<schwigon innocent.com>




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