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[ox] Locke...



Danke Dir erst mal, Rainer, für die prompte Antwort. 

Rainer Fischbach schrieb:

Das weiß ich auch nicht. Aber aus ESRs Schriften geht hervor, daß er
Eigentum für etwas in der Struktur des Seins (er sagt natürlich Evolution
dazu) Angelegtes hält (vergleichbar mit Konzepten wie »Substanz«,
»Quantität/Qualität«, »Raum/Zeit«, »Ursache/Wirkung«, etc.). 

Also, soweit ich es verstanden habe, vergleicht Raymond zumindest in
diesem einen Aufsatz "Homesteading the Noosphere" die
Eigentumsauffassung der Hacker-Szene (der Open-Source-Szene???) mit der
Eigentumstheorie von John Locke. Vielleicht deshalb ontologisch, weil
Locke das Recht auf Eigentum durch eigene Arbeit begründet und diesen
Zusammenhang in einen Naturzustand hineinverlegt. Locke sagt (das ist
nun meine eigene Interpretation, ich glaub so in der Art gibt Raymond
das auch wieder, allerdings bezieht er sich mehr auf die Inbesitznahme
von Land), also Locke sagt, indem ich meiner Hände Arbeit mit der Natur
"vermische", wird das Produkt *dadurch" zu meinem Eigentum. Also: Die
Früchte, die ich pflücke, gehören mir. Das heißt, Locke setzt Aneignung
und Bearbeitung gleich, ein Irgendetwas wird dadurch mein Eigentum, daß
ich es physisch mit meiner körperlichen Arbeit in Verbindung gebracht
habe. Das ganze übrigens ist dann überpositive, naturrechtliche
Legitimation von Eigentum, die durch kein bürgerliches Recht und Gesetz
geändert werden kann, weil es ja in der Natur des Menschen liegt, sich
so Eigentum zu verschaffen. Das ist natürlich absurd, mit einer rein
physischen Aneignung gleich einen Rechtsanspruch zu verbinden und dies
in die Natur des Menschen zu verfrachten (war aber auch 17.
Jahrhundert), insofern verstehe ich nicht ganz den Vergleich mit der
Hackerszene. Der Vergleich wäre dann okay, wenn die Hacker all das, was
sie selbst programmiert haben, als ihr Eigentum proklamieren...das
drückt sich dann nach Raymond in seinem Vergleich mit den Hackern darin
aus, daß sie darauf bestehen, die persönliche Reputation zu bewahren,
somit wäre dann die Anerkennung/der Ruf quasi der Ersatz für das
Eigentum....das ist alles ein wenig absurd und der Vergleich mit Locke
wird so ganz schön zurecht konstruiert...oder hab ich was falsch
verstanden?

Eng damit
verbunden ist die von ihm geteilte und propagierte Auffassung, daß der
Kapitalismus das letzte Wort der Geschichte sei. 

Diese Propheten. 

So, denn. 

Liebe Grüße
Sabine




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