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Ausbreitung von Gnu/Linux (was: Re: [ox] Ueberlegungen zur Liste (de))



Hi Pit!

Yesterday Pit Schultz wrote:
was bleibt ist dass die rechtlichen, philosphischen und
politischen grundlagen, also die 'gesellschaftliche bedeutung' von
public, open, free sourcecode licenses bisher nur in ansaetzen verstanden
ist. was es z.b. fuer den bereich der arbeit, und des eigentums, des
copyrights, der oeffentlichen hand usw. bedeutet.

Für einen Teil dieser Agenda sind wir ja jetzt da ;-) .

man kann aber sagen (wenn ich Sabine recht versteht) dass der "tausch", des
freien kopierens, alleine schon ein oekonomischer prozess ist. das ist
rishabs richtung.
dass arbeit investiert wird, ressourcen geteilt werden. es gibt ja auch
geldfreie oekonomien.

Gibt es? Ich schätze, daß die von den herrschenden Theorien gar nicht
so gesehen werden. Sabine?

wenn aber erst einmal eine oekonomie messbar und benennbar ist, wenn die
schnittstellen zum markt definiert sind (was raymond vorangetrieben hat,
aber bei stallman bereits angelegt ist) dann ist der naechste schritt eben
die oekonomisierung von open source,  der boersengang von red-had und suse
z.b.

Gemach, gemach! Daß ein paar Distributoren an die Börse gehen halte
ich wie einiges andere (Cygnus z.B.) für ein Randphänomen - auch wenn
das momentan wohl ziemlich im Mittelpunkt des Gnu/Linux-öffentlichen
Interesses steht.

Ich sehe es so, daß Gnu/Linux im Prinzip eine postkapitalistische
Insel bilden, auf der "jedeR nach seinen Fähigkeiten, jedeR nach ihren
Bedürfnissen" schon recht gut verwirklicht ist. Aber natürlich
befindet sich diese Insel in einem kapitalistischen Meer und an den
Ufern gibt es natürlich Überlappungserscheinungen und Widersprüche.

Dabei wird dann ganz spannend zuzusehen ob die community genug druck
ausueben kann dass der boersengewinn wieder z.T. rueckinvestiert wird in
entwicklung (a la xfree).

Auch wenn das sicher wünschenswert wäre halte ich das nicht für das
Entscheidende. Der Witz ist, daß Gnu/Linux niemals privatisiert werden
können!

der radikale neoliberalismus digitaler praegung erhofft sich von den
neuen technologien extreme produktivitaetsschuebe die immer auch die
stillegung
ganzer ploetzlich ineffizienter produktionsbereiche mit sich bringen.
open source kann bedeuten dass z.b. programmierer nicht mehr horrende honorare
verlangen koennen, bloss weil ihr wissen so rar ist, was wiederum im
interesse der lohnzahlenden ist, die letztlich ganze layer von software
umsonst kriegen. es wird sich zeigen wann Apple z.b. einfach nur noch eine
art MAC OS KDE auf PPC Linux aufsetzen wird und damit ziemlich arbeitsplaetze
einspart.

Das würde ich für einen der Uferwidersprüche halten. Die Frage wäre,
ob das Meer die Insel nochmal zu verschlingen imstande ist - oder ob
die Insel immer größer wird.

wenn aber nicht alles der privatwirtschaft ueberlassen wird, sind
scenarien denkbar bei denen open source entwicklung technikstrategisch
von staatlicher bzw. europaeischer ebene gefoerdert wird, im sinne der
unterstueztung "oeffentlicher" IT-infrastruktur.

Halte ich für nicht sonderlich wahrscheinlich - zumindest nicht so,
daß dort so etwas wie ein Machtzentrum entstehen könnte. Ich halte die
existierende Bewegung schlicht für zu stark, zu libertär und - immer
stärker - sich selbst und ihrer Kraft bewußt.

die frage ist also ob sich
die grasswurzel bewegung eher in richtung privatisierung,
institutionalisierung
oder aber was Benny Haerlin erwaehnte eine dritte form, naehmlich etwas
NGO artiges entwickelt.

Ich denke, daß wir hier etwas wirklich Neues erleben - auch wenn's für
die notorischen Katalogisierer und Schubladeure schwer zu begreifen
ist ;-) .

die fragen die "free software" an die politischen
definitionen von freiheit (offenheit, oeffentlichkeit) setzt in
gesellschaften, die zu grossen teilen von software (bzw. techn. standards)
mitstrukturiert und -organisiert werden. nicht mehr bloss auslegbare
gesetze sondern zu optimierender code, das was Lawrence Lessig
"lex informatica" nennt, und was Lutterbeck et. al. bei WOS auf
deutsch nachbustabiert haben.

Das fand ich mit den interessantesten Beitrag auf der ganzen
Konferenz!

im moment wo "intellektuelles eigentum" nicht mehr direkt abgerechnet
wird, sondern unter der bedingung von GPL und derrivaten in
"allgemeineigentum"
uebergeht besteht die frage ob das nicht auf weitere bereiche der "knowledge
economy" uebertragbar ist.

Nehme ich mal als Ansatzpunkt. Von vielen wird ja ins Feld geführt,
daß Linux nur deswegen so ein Erfolg wäre, weil es mit sehr geringen
Kosten kopiert werden kann. Das gilt aber spätestens seit der ständig
fortschreitenden Entwicklung der Kopierer auch für Bücher - und dort
hat es keine vergleichbare Entwicklung gegeben. Und das obwohl es
Bibliotheken (d.h. FTP-Server) gibt, von denen sich die Menschen die
Bücher ziehen könnten.

Ähnliches gilt für die Musik- und Filmindustrie.

Ist bisher nur so ein Gedanke und ich wäre froh, wenn ihr mir da
helfen könntet.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan





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